Zum Sonntag:Zusammenhalt...

Veröffentlicht am Di, 21.01.2020
von Albrecht Häcker
Geschäftsführender Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Ludwigsburg-Poppenweiler

Ein Vater hatte sieben Kinder, die sich ständig stritten. Dabei blieb vieles liegen, manches lag bereits im Argen. Da rief der Vater seine Kinder zusammen. Er legte ihnen sieben fest miteinander verschnürte Stäbe vor und sagte: „Wer dieses Bündel Stäbe zerbricht, erhält von mir hundert Taler!“ Die Sieben strengten sich nach Kräften an, aber keins der Kinder schaffte es, das Bündel zu zerbrechen. „Diese Aufgabe ist unmöglich!“ – wenigstens einmal waren sie sich einig.

„Und doch ist nichts leichter“ meinte der Vater, löste die Verschnürung und zerbrach einen Stab nach dem andern, ohne große Anstrengung ...

Im Moment erlebe ich, wie bisher gut verbündete Gemeinschaften zu zerbrechen drohen, weil einzelne Glieder sich herauslösen – weltpolitisch ebenso wie innerhalb unserer Gesellschaft. Auch die Gemeinschaft der Kirche(n) droht zu zersplittern und mehr und mehr auseinanderzubrechen. Dabei bieten funktionierende Gemeinschaften Hilfe in der Krise, Schutz bei Bedrohung und Halt in unsicheren Zeiten. Nur gemeinsam sind ihre Glieder auch einzeln stark.

Immer wieder höre ich Sätze wie „Ich habe meinen Glauben, aber die Kirche brauche ich nicht dazu“. Was sich so einfach anhört, macht mich stutzig: Können Menschen ihren Glauben tatsächlich ohne die Unterstützung durch eine Gemeinschaft auch in schwierigen Zeiten durchhalten? Ich zweifle, obwohl ich doch so gerne glaube ...

Und ich vernehme, was der Vater seinen sieben Kindern noch zu sagen hat: „Wird das Band der Eintracht, das euch verbinden soll, aufgelöst, ergeht es euch wie den Stäben, die hier zerbrochen auf dem Boden umherliegen. Solange ihr jedoch fest zusammenhaltet, werdet ihr bestehen, und niemand wird euch überwältigen können!“