Zum Sonntag: Wer Wind sät, wird Sturm ernten!

Veröffentlicht am Sa, 08.09.2018
von Oliver Langer
Geschäftsführender Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Möglingen -
Pfarrer, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter -

Die Zeiten sind rauer geworden. Menschen gehen schneller an einander hoch, schleudern wüste Ausdrücke um sich, drohen oder werden sogar handgreiflich. Harmlose Fußballspiele werden von Randalieren missbraucht. Demonstrationen erfordern zunehmend ein enormes Polizeiaufgebot. Vieles gärt in unserer Gesellschaft. Positionen prallen aufeinander. Schwarz-Weiß-Seher haben Hochkonjunktur. Gründe gibt es dafür viele: eine „Ich-muss-mich-behaupten-Mentalität“, Verlustängste, sinkende Frustrationstoleranz, Verlust von gemeinsamen Werten …

Diskussionen und Klärungsprozesse im Privaten wie in der Gesellschaft sind notwendig. Sie laufen meist nicht ganz störungsfrei ab. Die Frage aber ist, verlieren wird dabei die Achtung vor dem Anderen? Ist er für uns nur noch ein Gegner, der zu bekämpfen ist, wenn es sein muss, mit allen Mitteln? Die zunehmende Enthemmung, gerade in den letzten Monaten, bereitet mir Sorge.

Beim Propheten Hosea (8,7) hören wir die eindrückliche Mahnung: „Wer Wind sät, wird Sturm ernten.“  Machen wir uns nichts vor, verbale Attacken und Verunglimpfungen, sei es auf der Straße oder bei Politikern, sind Nährboden für neuerliche Aggressionsausbrüche.  Zur Lösung eines Problems tragen sie nichts bei. Ich wünsche mir hier mehr denn je eine Rückkehr zu mehr Sachlichkeit, zu besserem Hinschauen und Hinhören, und den Willen gemeinsam Lösungen zu finden. Leichtfertig „Wind“ zu säen ist verantwortungslos. Es braucht mehr denn je, Menschen, die mit Augenmaß, Weitblick und Tatkraft Verantwortung übernehmen und denen die Menschenwürde und die Bedürfnisse der Menschen nicht egal sind. Wer aufhört sich dafür einzusetzen, braucht sich nicht zu wundern, wenn Polarisierer den Ton angeben. Wer nichts sät, wer sich aus allem raushält, wird Chaos ernten.