Zum Sonntag: Von der besseren Gerechtigkeit

Veröffentlicht am Fr, 13.02.2015

Manchmal muss sich die Kirche anhören, sie kümmere sich ausschließlich um die Menschen am Rande, nicht um die Leistungsträger, die den Sozialstaat erwirtschaften. Zu denen an den Hecken und Zäunen sind wir allerdings als Kirche gesandt. Da ist das Zeugnis Jesu wohl nicht zu verbiegen. Die „bessere Gerechtigkeit“, zu der wir durch Jesu Botschaft aufgefordert sind, ist die größte Provokation für eine Gesellschaft, die sagt:  „Wer wirklich was leisten will, findet auch Arbeit.“  Und  nun sind sie da. Die Not hat sie getrieben. Die Angst vor Verfolgung hat sie weite und gefährliche Wege gehen lassen. Die Hoffnung auf ein besseres Leben steht ihnen vor Augen. Jetzt sind sie da. Und wir werden ihnen die „bessere Gerechtigkeit“ nicht verwehren und ihnen nicht nur ein „Gnadenbrot“ geben. Wir werden ihnen geben, was sie satt macht an Leib und Seele und sie werden uns bereichern mit ihrer anderen Kultur, mit ihrer anderen Religion, mit dem Reichtum ihres Wissens und den tiefen Schätzen ihrer Tradition. So geschieht Teilhabe. In ihrer Email hat sie mir dies vor Augen gestellt: „Ich mache mein FSJ an der Diakonie Stetten, an der Theodor – Dierlamm – Schule für geistig und teilweise sogleich körperlich behinderte Kinder.  Ich war selten eine so lange Zeit glücklich und zufrieden mit meinem Leben, weil, egal wie anstrengend es ist und wie viele Stunde man arbeiten muss, es bringt mir so viel Freude mit den Schülern zu arbeiten und auf dem Gelände so viele Gesichter kennen zu lernen. Nach meinem mündlichen Abitur haben Sie und der Zweitprüfer mich gefragt, ob ich jetzt mein eigenes Gottesreich aufbauen würde. Ich finde zumindest, dass so eine große Einrichtung wie die Diakonie Stetten dem Bild eines Gottesreiches sehr nahe kommt, auch wenn man mitbekommt, dass nicht alles glatt läuft. Natürlich brauchen die einen einiges mehr an Hilfe wie die anderen, aber man unterschätzt auch wie sehr die Menschen, die eigentlich Hilfe benötigen,  den anderen helfen  durch ihre Art und ihren Blick auf die Dinge.“