Sie sind hier: Gemeindebrief > A - Z > Predigt + Andacht - Archiv

Andacht- und Predigt Archiv

Zum Sonntag: Von den Martins zu den Katharinen

Veröffentlicht am Sa, 05.08.2017

Das Reformationsjubiläum wurde in Ludwigsburg unter ökumenischer Perspektive am 22.10.16 mit einem Pilgerweg eröffnet, der Martin von Tours mit Martin Luther verband. An dessen baldigem Ende sollen nun zwei Katharinen stehen. Wie bei den beiden Namensvettern liegen zwischen den beiden Namenscousinen (wenn auch nicht ganz so viele) Jahrhunderte. Doch zum Begriff der Freiheit, der das Jubiläum prägte, haben beide Katharinen auf unterschiedliche Weise etwas zu sagen.Während Katharina von Bora aus dem Kloster 1524 in die Ehe (mit Martin Luther) flüchtete, flüchtete Katharina von Siena (1347-1390) mit 16 Jahren vor der anstehenden Heirat ins Kloster zu den Dominikanerinnen - das war ihr Weg in die Freiheit. Sie, die als 23. von 25 Kindern einer Färberfamilie in Siena geboren wurde, wuchs als Analphabetin auf und hatte sich schon mit 12 Jahren mit Christus vermählt. Ihrer Liebe zum himmlischen Bräutigam, der ihr in Visionen begegnete, gab sie in zahlreichen Gebeten und Briefen Ausdruck. Sie diktierte ihre Briefe an den Papst und an zahlreiche Christen in aller Welt - manchmal mehrere zugleich, wie ihr Beichtvater und späterer Biograf Raimund von Capua bewundernd anmerkt. Auf Papst Gregor XI. machte sie solchen Eindruck, dass er 1347 aus dem Exil in Avignon nach Rom zurückkehrte. In einer Zeit, in der Frauen als zu "unwissend und gebrechlich" (R. v. Capua) angesehen wurden, um Kirchen- und Weltpolitik machen zu können, stellt sie ihre Mission über den elterlichen Gehorsam und die Gepflogenheiten ihrer Zeit. Sie beweist, dass keiner dazu verdammt ist, "ein Kind seiner oder ihrer Zeit" zu sein und füllt mit ihrem Leben die Aussage aus dem Galaterbrief : "Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann noch Frau, denn ihr seid alle eins in Christus." (3, 28)Freiheit kann sich, auch im biblischen Sinn, über die Lebensführung hinaus auch auf die die Person beziehen, die man liebt und mit der man verbindlich leben will - unabhängig vom Geschlecht und unabhängig davon, ob es ein "irdischer" oder "himmlischer" Bräutigam ist.

Zur Übersicht

Die wöchentlichen Andachten
evangelischer bzw. ökume-
nischer Autorinnen und Autoren (Angedacht KWZ
und Zum Sonntag, LKZ)
werden zeitnah in diesem
Archiv erfasst.