Zum Sonntag: Stürmische Zeiten

Veröffentlicht am Sa, 15.02.2020
von Stephan Seiler-Thies
Hochschulpfarrer, ESG-KHG Evangelische Studierendengemeinde – Katholische Hochschulgemeinde -

„Sabine“, was für ein schöner Name! Doch Anfang dieser Woche hat es ganz schön gewirbelt, das Orkantief „Sabine“: Züge mussten im Bahnhof bleiben, Bäume stürzten auf Straßen auch in unserem Landkreis, Menschen kamen nicht zur Arbeit oder zur Schule.

Am Wochenende kurz vor dem Sturm war an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg eine Zukunftswerkstatt „Musik und Klima“. Dort diskutierten und musizierten wir zum Thema Klimakatastrophe – bis „Sabine“ kam und wir früher Schluss machten, damit alle sicher nachhause kommen.

Nachdenklich ging ich heim: Ja, stürmische Zeiten gab es immer wieder. Aber wie heftig es in unseren Zeiten wütet, das hat damit zu tun, dass wir Menschen die Welt aus dem Gleichgewicht gebracht haben – so sind sich die meisten Forscher einig. Ich spüre in mir Angst und Ratlosigkeit, wie es weitergehen soll. Bei der Zukunftswerkstatt erlebten wir aber auch, wie Kreativität freigesetzt wurde, wie wir Töne und Worte fanden gegen die Resignation und für eine lebendige Zukunft.

Ich musste an einen Propheten der Bibel denken. Elia hatte Schlimmes erlebt, hatte Angst. Da begegnet er Gott. Elia erlebt Sturm, Erdbeben und Feuer. Aber Gott ist nicht in den Naturgewalten. Dann ein „sanftes Säuseln“ – so heißt es in der Bibel – ein Gott der leisen Töne. Dieser zärtlich-behutsame Gott gibt Elia neuen Mut, sich den Stürmen des Lebens zu stellen.

Die Geschichte macht auch mir Mut. Auch wenn ich verzweifle angesichts von Klima- und anderen Katastrophen des Lebens – ich bin nicht allein. Andere sind mit mir unterwegs, und auch Gott geht mit. Behutsam schenkt er uns Kraft zum Leben, gerade wenn es stürmisch zugeht. Manchmal schenkt er es in Musik. So klingt eine Musikimprovisation der Zukunftswerkstatt bis heute in mir nach - sanft, leise und ermutigend.