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Zum Sonntag: Steh auf und geh! - Eine Kurzzeit-Therapie

Veröffentlicht am Sa, 17.09.2016

"Jede Seele bricht irgendwann," sagt die Psychologin Maggie Schauer. Sie leitet an der Uni Konstanz das Kompetenzzentrum Psychotraumatologie und beschäftigt sich zur Zeit vor allem mit den seelischen Folgen der Ereignisse, die aus der Heimat geflüchtete Menschen erlitten haben. Diese erleben schon im Herkunftsland Gewalt, es kommen weitere Belastungen auf der Flucht und die Trauer um zurückgelassene Menschen sowie das Zuhause dazu. Was die konkrete Hilfe in Deutschland angeht, die für viele Flüchtlinge sehr spät kommt, ist die Psychologin dennoch zuversichtlich. Sie hat mit Kollegen eine Kurzzeit-Psychotherapie entwickelt, die sich weltweit bewährt hat. Innerhalb dieser "narrativen Expositionstherapie" wird den Menschen zunächst die Angst genommen - in vielen Kulturen sind psychische Krankheiten stigmatisiert; persönliche Interviews decken auf, was sie jeweils erlitten haben und es folgt die Kernaufgabe: die chronologische Aufarbeitung der Lebenserfahrungen. Sich in geschütztem Rahmen mit dem Erlebten auseinanderzusetzen, ist der erste Schritt zur Heilung. Die Schrecken, die immer wieder in die Gegenwart drängen, werden in der Vergangenheit abgelegt und so wird ein Neubeginn möglich. Je später, desto schwieriger, meint Schauer. Aber ist möglich, wie die erfolgreiche Ultra-Kurzzeittherapie, von der im Johannesevangelium Kap. 5 erzählt wird. Es ist die Geschichte von einem, der 38 Jahre lang krank darnieder lag, immer in der Nähe des Betesda-Teiches, der als heilkräftig galt. "Willst du gesund werden?" fragt Jesus diesen Kranken. Der verweist darauf, dass ihm nie einer geholfen hat, rechtzeitig zum Teich zu kommen, wenn wieder heilkräftige Wellen kamen. Immer war ein anderer schneller als er! Da spricht Jesus zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! Was der nun Gesunde dann auch tut.- Ich stelle mir vor, Jesus hat sich, symbolisch gesprochen, kurz hingelegt. Hat sich für ihn hingelegt. Er ist an seiner Stelle, hat erkannt, wo das Problem ist und eine klare Anweisung gegeben. Er nimmt ihn ernst, lässt ihn erzählen und sagt: Und jetzt lebe. Lass die Vergangenheit hinter dir. Mach neue Erfahrungen. Jede Seele kann brechen; aber auch wieder gesund werden. Diese biblische Hoffnung möchte ich heute gerne mit Ihnen teilen.

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