Zum Sonntag: Jesus Superstar?

Veröffentlicht am So, 02.09.2012
von Winfried Schmid
Pfarrer / Kath. Kirche, Sonstige Dienste

„Nein, nein, nein, ich bin’s nicht. Ich bin nicht der, den du suchst.“ So kommentierte der amerikanische Rockpoet Bob Dylan das Bemühen vieler seiner Fans, ihn zu einer Ikone der Protestbewegung und zu einer Art Messias zu machen.
Ganz massiv versuchten diese, ihn in ihr Wunschdenken zu pressen, doch Dylan hielt dagegen: Ich bin nicht das Wunschbild, das ihr aus mir machen wollt. Ich bin ein Anderer.
„Nein, ich bin nicht der, den ihr sucht.“ So könnte auch Jesus zu seinen Fans gesagt haben, die ihn nach der wunderbaren Brotvermehrung zum König machen wollten. Diesem Ansinnen setzte Jesus sein Selbstverständnis entgegen: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Brot wollte Jesus für die Menschen sein. So könnten sie ihn haben: als Brot, nicht anders.
Für viele seiner Anhänger war das frustrierend und sie wandten sich deshalb von ihm ab. Doch immer wieder wurde Jesus zu einer Art König stilisiert: Zu einem Revolutionär, einem Hüter der Moral, einem Guru, einem Superstar usw.
Doch ist das dann Jesus? Oder eben doch nicht? Sie sehen, an diesem Punkt lauert eine Versuchung: Nämlich das eigene Wunschbild von Jesus mehr zu lieben als seine Wirklichkeit. Ihn so haben zu wollen, wie ich ihn gern hätte, aber nicht, wie er ist. Und das heißt, seiner oft unbequemen Realität und somit einer wirklichen Begegnung mit ihm auszuweichen. Das ist in der Tat eine Versuchung, der niemand entkommen kann. Hilfreich kann in dieser Situation ein Wort von Dietrich Bonhoeffer sein, das klärt, Orientierung gibt und auf das Wesentliche hinführt: „Die Religion Christi ist nicht der Leckerbissen nach dem Brot, sondern sie ist Brot oder nichts.“
Bei diesem Wort ist mir, als ob ich eine Stimme sprechen hörte: Brot? Ja, das bin ich.Pfarrer Winfried Schmid
Katholische Kirchengemeinde Heilig Geist Markgröningen