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Zum Sonntag: Frühjahrsputz

Veröffentlicht am Sa, 09.04.2016

Das Regalbrett ist leer. Bis auf die Wollmäuse. Doch auch die müssen weichen. Dann werde ich es wieder einräumen. Es ist Zeit für Frühjahrsputz. Ich nehme Dinge in die Hand und manche werfe ich weg. Dann läuft es. Und wenn ich mal dabei bin, wandert immer mehr in die Kiste und am Ende betrachte ich zufrieden die leeren Regale. Im Hintergrund läuft von Silbermond „Leichtes Gepäck“. „Eines Tages fällt dir auf, dass du 99% nicht brauchst. Du nimmst all den Ballast und schmeißt ihn weg, denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck.
Und doch: Ich zögere, nehme manches wieder in die Hand. Brauche ich das noch? Hänge ich daran? Wenn ich das weggebe, dann brauche ich es bestimmt nächste Woche… Oder ich ärgere mich mal, dass ich es nicht mehr habe. Die 70-er-Jahre Schüsseln mit dem orangebraunen Muster. Die gehäkelte Weste von der Schwiegermutter. Dem trauere ich nach. Doch so viel steht noch rum, was bald vergessen wäre.
„Es reist sich besser mit leichtem Gepäck“ singt Silbermond. Aus tiefster Seele: Ja. Leichtes Gepäck. Wenn man doch den eigenen Kopf auch so einfach aufräumen könnte! So vieles geht einem im Kopf herum und macht die Gedanken schwer. Sorgen kommen einem in der Nacht entgegen, rauben den Schlaf. Schaffen meine Kinder die Schule? Wie das wohl hier in Deutschland weiter geht? Ob wir das schaffen mit der Integration? Wohin mit diesen Gedanken, die sich nicht verscheuchen lassen?Der Schreiber des 1. Petrusbriefs lädt uns ein, dies abzulegen: „Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ (1. Petr 5,7).
Nimm es auf, Gott! Die Sorgen, die uns schier verrückt machen. Die Menschen, die gerade ihre Arbeit verlieren. Die Flüchtlinge, die nach einer Zukunft hier in Deutschland suchen. Die steigende Zahl der alten Menschen. Wer wird für sie sorgen?
Bei Gott möchte ich ablegen, abwerfen, was den eigenen Kopf voll macht. Was ich heute nicht ändern kann. Was mich belastet. Im Vertrauen darauf: er wird für mich sorgen. Er wird einen Weg für mich finden, den ich heute noch nicht sehe. Nicht, dass es mir gleichgültig wäre und ich mich für nichts mehr einsetze. Aber auch nicht so, dass es mich blockiert und ich zu nichts mehr richtig komme.
Das muss ich üben. Die Gedanken an das loszulassen, auf das ich keinen Einfluss habe. Und bei manchem dann zu merken: manche Sorge war umsonst. Manches war letztlich leichter als gedacht. Bei manchem wurde mir geholfen.
Da hat einer, Gott, einen Weg gefunden. „Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“
Leichtes Seelengepäck wünscht Ihnen Ihre Pfarrerin Andrea Mattioli, Eglosheim

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