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Andacht- und Predigt Archiv

Zum Sonntag: Der Kirchenvater und das „richtige“ Leben

Veröffentlicht am Sa, 23.11.2013

Als junger Mann war er einer, der „nichts anbrennen ließ“. Wilde Zeiten hatte Aurelius Augustinus hinter sich, als er mit 32 Jahren eine völlige Veränderung erlebte. Wie, fragte er, lebt der Mensch „richtig“, d. h. verantwortungsbewusst vor Gott und den Mitmenschen? In einer seiner Schriften kleidet er den Umgang mit den Dingen dieser Welt in einen schönen Vergleich. Das Leben sei wie eine Seereise: Natürlich könne man das Schiff, das einen transportiert, bestaunen, bewundern, sich an ihm erfreuen. Aber jedem Reisenden sei doch klar: Das Ziel der Sehnsucht, die Erfüllung aller Träume sei doch nicht das schön ausgestattete Fahrzeug. Es habe nur den Zweck, dass der Reisende auf ihm sein Ziel erreiche. So unterschied Augustin, der lateinisch schrieb, im Leben zwischen uti (deutsch: „benutzen“) und frui („genießen“). Mit „genießen“ meinte er nicht „Spaß haben“. Das wäre zu wenig. Er meint das, was einem Menschen wirklichen, bleibenden Genuss bringt, vor allem in Beziehung auf Gott.
Morgen begehen die christlichen Kirchen den Ewigkeitssonntag, den manche „Totensonntag“ nennen. Wir besuchen da noch einmal anders als sonst die Gräber unserer Verstorbenen. Erinnerungen werden wach. Ernst und Ende unseres Lebens werden uns bewusst. Wie gehen wir mit den Dingen dieser Welt richtig um? Mit dem Geld? Mit der Schöpfung? Mit den Menschen um uns, die wir und die uns lieben? Die von uns abhängig sind? Die wir brauchen? Und mit Gott, der so bestreitbar über unserem Leben ist? Nehmen wir Augustin zum Vorbild, dann unterscheiden wir, was zu „benutzen“ und was zu „genießen“ ist, was uns nämlich Gott näher bringt.
Dr. Heinz-Werner Neudorfer, Dekan in Marbach

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