Veröffentlicht am Sa, 10.10.2015
So lautet einer der wichtigsten Sätze des jüdischen Philosophen Martin Buber, der in diesem Jahr 50.Todestag hatte.
Einander begegnen können – das setzt voraus, einen andern Menschen nicht als Objekt zu betrachten sondern als eigenständiges Gegenüber anzuerkennen. Auf Augenhöhe nimmt so eine am andern Anteil. Dies geschieht, indem Menschen einander so fragen und so antworten, dass sie sich selbst mit ihrer ganzen Person ins Gespräch hineingeben.
Dass man sich zunächst fremd ist, soll dabei nicht übersprungen werden. Aber gerade von dieser fast banalen Tatsache, dass der/die andere anders ist als man selbst, lebt die Begegnung. Man muss sich nicht aneinander angleichen oder sich aufgeben; im Gegenteil: der Reichtum liegt im Verschiedensein.„Wer die Ohren auftut, hört Worte; wer das Herz öffnet, kann die Worte aufnehmen und dem andern begegnen.“Was Buber über den Dialog sagt entspringt seinem lebenslangen Ringen darum, wie menschliche Gemeinschaft gelingen kann. Er selbst wuchs in den Gemeinden der ostjüdischen Chassidim auf und engagierte sich schon früh politisch in der zionistischen Bewegung. Er war Mitgründer des sozialistischen Bundes und beobachtete den Versuch der Münchner Räterepublik. Vor allem aber arbeitete er mit Leidenschaft an einer jüdischen Glaubenserneuerung.Wirkliche Beziehung sollte also nicht auf das Zwischenmenschliche beschränkt bleiben, sondern sich im politischen Bereich bewähren. So setzte sich Buber schon in den 1920er Jahren dafür ein, dass Palästina eine gemeinsame Wohnstätte aller Völker sein müsse, die mit diesem Land verbunden sind. Seine Vision eines gleichberechtigten Zusammenlebens von Verschiedenen ist heute und hier bei uns so aktuell wie damals.
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