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Andacht- und Predigt Archiv

Zum Sonntag

Veröffentlicht am Sa, 09.09.2006

Nächstenliebe – eine Spezialität der Christen? Auf die Frage: „Wer hat das erfunden?“ müssten wir zugeben, dass schon im Judentum dieses Gebot eine herausragende Stellung einnahm. Auch der Islam hat es dann später übernommen. Die politisch motivierten Extremisten sollten uns da nicht irritieren.
Und doch scheint es eine sehr schwierige Sache zu sein. Uns läge es näher zu sagen: du sollst deinen Freund lieben und deinen Feind hassen! Aber ist so einfach ist es eben nicht. Wer ist Freund und wer Feind? Kann sich ein Verhältnis nicht auch ändern, dass z.B. aus ehemaligen Feinden Freunde werden?
In der Urgeschichte der Bibel, den ersten elf Kapiteln, wird erzählt wie der Fluch über die Menschheit kam. Darunter findet sich auch der Brudermord von Kain an Abel. Trotz seiner großen Schuld, die nicht wieder gutzumachen ist, kann Kain weiterleben; er steht sogar unter dem besonderen Schutz Gottes. Die Spirale der Gewalt durch Rache oder Vergeltung wird durchbrochen.
Das Gebot „Morde nicht!“ behält seine Gültigkeit. – Eine ältere Dame sagte mir: „Jeder Krieg ist eine Sünde und durch nichts zu rechtfertigen. Niemand hat das Recht, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen.“ Sie hatte den Krieg erlebt und die Folgen zu spüren bekommen. Ich konnte ihr aus Vernunftgründen nur zustimmen. Doch Abwesenheit von Krieg ist noch kein Friede.
Deshalb geht Jesus als Gesetzeslehrer einen Schritt weiter. In Übereinstimmung mit einem Fragesteller meint er auch, dass das Doppelgebot, Gott und den Nächsten zu lieben, das wichtigste Gebot sei und alle anderen Gebote mit einschließt. Dazu muss man wissen, dass im Judentum das apodiktische Recht nicht für sich alleine steht, sondern der Tradition der Gesetzesauslegung bedarf. Aber Rabbi Jesus bietet keinen trockenen Kommentar zu Paragraphen, sondern erzählt „Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter“. Am Ende wird deutlich: mein Nächster ist jeder, der meine Hilfe braucht.

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