Werden in der Zeit

Veröffentlicht am Fr, 10.11.2017
von Ulrich Theophil
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Johanneskirche
Pfarrer, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter -

Von den großen Umbrüchen, wie z.B. die Wiedervereinigung Deutschlands möchte ich jetzt nicht reden. Von den stillen Erwartungen im diesjährigen Reformationsjubiläum für eine bahnbrechende Annäherung der katholischen und evangelischen Kirche möchte ich jetzt auch nicht sprechen.
Ich möchte einen kleineren Umbruch in den Blick nehmen: Morgen am 11.November ist nicht nur Martinstag, sondern an diesem Datum hat sich vor genau 10 Jahren eine evangelische Kirchengemeinde hier in Kornwestheim gebildet. Die Evangelischen haben ihre jahrzehntelange Struktur der 4 Einzelgemeinden aufgegeben zugunsten einer einzigen Gemeinde. Ein mutiger und durchaus sinnvoller Schritt, der da vollzogen wurde. Zusammenwachsen, zusammengehen, das Miteinander gestalten und füllen, all das war in den letzten Jahren eine Aufgabe, die mit Elan, Ausdauer und Feingefühl angegangen wurde und noch immer wird. Da muss im Lauf der Zeit von liebgewordenen eigenen Traditionen Abschied genommen werden. In der Jugendarbeit ist es schon ganz gut gelungen, dies ist nicht verwunderlich, da junge Menschen eine große Flexibilität an den Tag legen und sich auf Veränderung schnell einstellen können. In der Seniorenarbeit war in diesem  Jahr das Zusammenwachsen durch gemeinsame Feiern. In anderen Bereichen sind wir noch unterwegs, sei es bei den Gemeindefesten, bei der Kinderkirche oder in der Kirchenmusik. Dies ist gut so, dass wir uns Zeit lassen und nicht Druck ausüben, denn das gemeinsame Werden und Zusammengehen braucht seine Zeit. Sichtbarster Ausdruck für das Zusammenwachsen ist die Entscheidung in der Johanneskirche eine gemeindliche Mitte entstehen zu lassen. Zentral gelegen, modern, hell und einladend soll an diesem Ort die Grundlage geschaffen werden, um das Gemeindeleben weiter zusammenzubringen. Dass nebenbei viel Grün entsteht durch den Abriss des Gemeindehauses wird alle Kornwestheimer sicherlich erfreuen. Eine Kirchengemeinde zu werden, dazu bedarf es einer Grundhaltung, die weit in die Zukunft schaut, die bereit ist sich auf Veränderungen einzulassen und die das Vertrauen in sich verspürt auf einem guten Weg zu sein. Werden in der Zeit, das wird sich erweisen und bewähren, indem man entschlossen und gelassen bleibt, durch Loslassen und Zulassen, sowie mit Mut und Demut. So kann es werden beim Staat und bei der Kirche. Und eines ist gewiss: unter Gottes Himmel sollten wir Vollendung nicht anstreben, vollendet wird alles erst im Himmel Gottes.