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Andacht- und Predigt Archiv

Was uns frei macht

Veröffentlicht am Fr, 19.05.2017

Dieses interreligiöse Frauenmahl ist Teil des Reformationsjubiläum 2017. Geht das? Passt das?
Die Initiative Frauenmahl ist ein Beitrag zu 500 Jahre Reformation. Das Format der Tischrede lehnt sich an die Praxis im Hause der Luthers an, das ja eine Art Gästehaus war über die Familie hinaus. Luther brachte in seinen Tischreden Theologie und Alltag zusammen: Also Reformation beim Essen und Trinken. Die Frauenmahle erfinden diese Form neu.
„So viel gelernt über Glaube und Religion wie in der Vorbereitung des Frauenmahls im interreligiösen Team, habe ich lange nicht,“ sagte die leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauen in Württemberg, Eva Bachteler. Das macht frei, wenn ich mich mit meinem persönlichen Glauben ins Gespräch einbringen kann und vom Glauben anderer auf persönliche Weise erfahre. „Gemeinsam glauben an den einen Gott in den je unterschiedlichen Ausprägungen von Judentum, Christentum, Islam“, so formulierte sie es dann auch in ihrer Begrüßung.
„Freiheit ist kein Besitz, sondern ein offener Prozess, bei denen, die – vermeintlich – so frei sind und bei denen, die darum kämpfen.“
„Ich lebe die Freiheit, mein Kopftuch zu tragen und diese Freiheit lastet zugleich auf meinen Schultern. Ich werde damit als Fremde angesehen, die ich gar nicht bin. Sie sehen darin Unterdrückung und nicht meine Freiheit. Ich suche nach neuen Geschichten, die nicht immer nur die alten Zuschreibungen wieder und wieder erzählen.“
„Dass sich die ganz Rechten, Frauenrechte auf die Fahnen schreiben und Gleichberechtigung mit Vorschriften gegenüber Frauen anderer Kulturen gleichsetzen, kaschiert nur notdürftig ihre eigentliche Gesinnung oder zeigt sie erst recht.“
„Vielfalt als Ressource begreifen.“
„Selbstbestimmt leben und zugleich eingebunden sein“.
Das sind einige Sätze der drei Tischrednerinnen Susanne Jakubowski, Reinhild Traitler-Espiritu und Yasemin Aydin, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Gerade in dem letzten: selbstbestimmt leben und zugleich eingebunden sein – darin haben sich alle wiedergefunden. In diesem doppelten Wunsch sind wir einander gleich, das war spürbar.
Als Frauen vom christlich-muslimischen Frauenfrühstück waren wir in Stuttgart dabei. Die muslimischen Frauen waren wichtige Gesprächspartnerinnen am Tisch und zu den Nachbartischen hin. Das macht frei, wenn ich mich mit meinem Glauben persönlich ins Gespräch einbringen kann und vom Glauben anderer auf persönliche Weise erfahre.
Wir sind nicht immer gleicher Meinung. Das halten wir aus, wie in vielen Beziehungen. Denn wir teilen viel miteinander: Wie anstrengend der Kampf um Freiheit ist, wie unterschiedlich auch. Dass das Recht, sich selbst zu definieren, auch eine schwere Aufgabe ist. Wir sind gemeinsam berührt von spirituellen Erfahrungen und wir freuen uns, wo vor allem junge Frauen unerschrocken und voller Hoffnung mit ihrem Leben neue Geschichten schreiben. Wir waren hingerissen und inspiriert davon, wie Hosnijah Mehr als poetry-slammerin starke, explosive Bilder wählte, fast beschwörte, was Freiheit ist, was mich frei macht.
Keine Frage, das passt zu 500 Jahre Reformation 2017.


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