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Andacht- und Predigt Archiv

Vielfalt als Gewinn

Veröffentlicht am Fr, 24.01.2014

Ein, zwei Wochen hat das Thema Wellen geschlagen, jetzt ist es fast ganz aus der Öffentlichkeit verschwunden: der Bildungsplan 2015 und die Verankerung wesentlicher Prinzipien darin. Neben nachhaltiger Entwicklung, Medienbildung, Verbraucherbildung, Prävention und Gesundheitsförderung und beruflicher Orientierung gehört auch die Selbstverständlichkeit unterschiedlicher sexueller Identität und der vorurteilsfreie, positive Umgang mit ihr dazu.
Auch wenn die Aufmerksamkeit vorbei ist, das Thema ist nicht durch. Zu viel bleibt aus der Diskussion zurück und wird auch den politischen Entscheidungsprozess beeinflussen.
Warum führen Unterschiede unter uns so oft zu Abgrenzungsbemühungen, Ängsten, Diskreditierungen, ob es nun unterschiedliche Glaubenstraditionen sind, unterschiedliche Herkunft - ich denke nur an die Diskussion um das Recht auf Zuwanderung innerhalb der EU oder eben Unterschiede in unserer sexuellen Identität.
Es könnte so einfach sein: Vielfalt ist ein Zeichen der Freiheitlichkeit unserer Gesellschaft, was wir nicht aufgeben dürfen. Vielfalt ist ein Gewinn für alle im Zusammenleben. Vielfalt ist auch eine Aufgabe, um daran zu wachsen. Eigentlich könnte es einfach sein: Die Erfahrung einer globalisierten Welt müsste uns doch zeigen, welcher Reichtum in der Vielfalt steckt. Leider ist es oft ein einseitiger Reichtum für wenige, nur auf finanziellen Gewinn ausgerichtet und das geht am besten mit Monokulturen und Einheitsstrukturen.Dass Vielfalt existenziell wichtig ist, das lernen wir erst, buchstabieren es noch. Deshalb ist es gut und an der Zeit, dass mit der Überarbeitung des Bildungsplans das Thema Vielfalt sexueller Identität aufgenommen wird.
Die Gegner sehen die Ideologie des Regenbogens drohend am Schulhimmel, das vertrauensvolle Verhältnis von Schule und Elternhaus gefährdet. Sie warnen vor einer Ideologisierung, diskreditieren homosexuelle Jugendliche, die in ihrer Persönlichkeit labiler seien. Sie werfen den Verfassern des Bildungsplans vor, es würde ein Opfer-Täter-Klima herbeigeredet, nehmen Erfahrungen nicht ernst. Streuen damit Sorgen und Befürchtungen. Unterschwellig entsteht so wieder ein Klima der Diskriminierung. Junge Leute, deren Identität sich mehr und mehr entwickelt, haben alle ein Recht, widergespiegelt zu werden, vorzukommen in dem, was in der Schule verhandelt wird, sich wiederzufinden in literarischen, informierenden Texten, in Aufgaben, die sie bearbeiten. Sichtbar sein, wahrgenommen sein, in der Unterschiedlichkeit der sexuellen Orientierung unterstützt zu sein, das gehört für mich zum Menschenrecht auf eigene, individuelle Entwicklung, auf Entfaltung der Persönlichkeit, ob ich mich nun der sogenannten Mehrheitsorientierung zugehörig fühle oder nicht. Die Schule ist ein wichtiger Ort dafür.

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