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Andacht- und Predigt Archiv

Tief durchatmen

Veröffentlicht am Fr, 04.07.2014
von Bettina Zehner
Diakonin, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Diakonat -

Ein Erwachsener macht pro Minute 12-15 Atemzüge, ein Neugeborenes 40-50. Darüber müssen wir nicht nachdenken, das müssen wir nicht steuern, atmen ist ein Reflex, der ganz automatisch funktioniert, wenn wir genügend Luft haben. Wenn ich so darüber nachdenke wird mir bewusst, dass wir unseren Atem erst wahrnehmen, wenn wir wenig Luft bekommen oder völlig außer Atem sind. Schlechte Luft kann uns den Atem rauben. Immer wieder sehe ich in der Zeitung Bilder vom Smog in Peking, der es den Menschen fast unmöglich macht zu atmen, geschweige denn durchzuatmen.
Es hat sich eine richtige Industrie entwickelt, Luftreiniger für die Wohnung und für Büros, Sauerstoffzelte am Spielfeldrand, Frischluft in Dosen zum kurz Atemholen.
Was muss das für ein Gefühl sein, permanent keine Luft zu bekommen und sich bewusst zu sein, dass ich mit jedem Atemzug meinem Körper etwas Schlechtes tue? Schon beim Drandenken wird mir ganz schummrig und ich habe das Gefühl, dass das Atmen gar nicht mehr so automatisch geht.
Nicht nur schlechte Luft kann uns den Atem nehmen, sondern auch Situationen können uns die Luft rauben: wenn wir durch die Gegend hecheln, weil wir getrieben sind von unseren Ansprüchen oder den Ansprüchen von anderen, wenn in unserer Umgebung permanent dicke Luft herrscht, oder wenn uns jemand wie Luft behandelt. Da wird dann die Luft ganz schön dünn und das Atmen fällt schwer.
Und für Manches brauchen wir wirklich einen langen Atem – da klappen die Dinge nicht auf Anhieb und wir müssen viel Zeit und Mühe investieren.
Ja, wenn uns die Luft ausgeht und wenn wir das Gefühl haben, dass wir keine Luft mehr zum Atmen haben, dann wird uns plötzlich bewusst, wie wichtig der Atem ist und dass das mit dem Atmen doch nicht so automatisch geht.
Da heißt es dann erst mal durchatmen, denn durchatmen entschleunigt und lässt uns ruhiger werden.
Wie oft nehmen wir uns dafür Zeit – unseren Atem zu spüren, ohne dass es dazu einen besonderen Anlass gibt?
Für diese Sommerzeit wünsche ich mir genau das – dass wir uns alle genügend Zeit und Muße zum Durchatmen gönnen.

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