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Andacht- und Predigt Archiv

Klimatische Trauerarbeit

Veröffentlicht am Fr, 15.11.2013
von Ulrich Theophil
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Johanneskirche
Pfarrer, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter -

Traurig ist es, wenn Menschen schwere Katastrophen in ihrem Leben auszuhalten haben.  Was gerade auf den Philippinen geschehen ist, das übersteigt die europäische Vorstellungskraft eines normalen in behüteter Sicherheit lebenden Bürgers. Zahlreiche Städte liegen von einer Stunde auf die andere in Trümmern und in Schutt. Nackte Überlebensangst von Menschen paart sich mit verzweifelter Trauer über den Verlust von Angehörigen und von gewohntem Besitz und beides führt zu panikartigen Reaktionen, die nachvollziehbare Plünderungen auslösen.  Wer würde in solchen Situationen nicht selbst jede Gelegenheit in den chaotischen Verhältnissen nutzen, um das eigene Überleben zu ermöglichen?
Über die Gründe, warum Naturkatastrophen in ihrer Heftigkeit zunehmen, wird weltweit intensiv nachgedacht. Der Klimawandel ist in aller Munde und leuchtet sehr ein, denn die großen Temperaturunterschiede lösen solche gewaltigen Wirbelstürme aus. Der Mensch stolpert immer wieder sehenden Auges in die nächste Katastrophe hinein.  Und wenn es nicht direkt vor der eigenen Haustüre geschieht, entwickelt er eine erstaunliche Gelassenheit und Unentschlossenheit. Und zudem eine erstaunliche Naivität, so als ob eine Katastrophe nichts mit dem eigenen Leben und Verhalten zu tun hat. Die große Überlebensaufgabe des Menschen wird durchaus von Politkern gesehen, aber der Mut zu klaren Entscheidungen wird bis jetzt nur zu wenig aufgebracht. Man darf gespannt sein, was in Polen in den nächsten Tagen bei der Klimakonferenz  in Warschau beraten und verabschiedet wird.Traurig ist es, wenn Menschen aus den erlittenen Erfahrungen wenig bereit sind, etwas zu ändern. Ich frage mich, was muss auf dieser Welt noch alles passieren, damit Menschen andere Verhaltensweisen an den Tag legen, die weniger die Natur belasten und mehr im Einklang mit der Natur stehen. Warum legt es der Mensch darauf an, für ein bequemes, sicheres und komfortables Leben die Natur heraus zu fordern?  Es scheint ja so, als ob die Naturkatastrophen in einen Wettbewerb gegangen sind: immer höher, immer wuchtiger, immer schneller. Ein Wettbewerb, der nach oben keine Grenzen kennt, denn die Natur kann eben noch schneller und noch gewaltiger ihre Macht vor uns Menschen demonstrieren.  Traurig ist, wenn Menschen in diesem Wettbewerb verlieren, weil sie nicht bereit sind naturverträglich ihr Leben zu gestalten.Am kommenden Sonntag ist hier bei uns ein Trauertag; Volkstrauertag. Soldaten haben vor vielen Jahrzehnten ihr Leben geopfert für eine politische Ideologie, die von der Macht des Stärkeren durchsetzt war. Unzählige Tote haben die beiden Weltkriege hervorgebracht. Eine menschliche Katastrophe, die dazu führte, dass Europa in der Nachkriegszeit ein insgesamt friedlicher Kontinent wurde.  Trauerarbeit ist  angesagt, auch für unser Klima in der Welt.

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