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Andacht- und Predigt Archiv

Hilfe-Selbsthilfe-sich helfen lassen

Veröffentlicht am Fr, 02.08.2013

Menschen in Not zu helfen, ist eine Christenpflicht. Martin von Tours, nach dem in Kornwestheim zwei Kirchen benannt sind, hat sie  in vorbildlicher Weise erfüllt. Er hat nicht weggeschaut und auf andere verwiesen, die vielleicht auch hätten helfen können, sondern hat angehalten und seinen Mantel geteilt. Sonst wäre der frierende Bettler erfroren.Aber nicht alle Hilfe und jede Form von Hilfe ist auch sinnvoll und nachhaltig. Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Gib einem Hungernden einen Fisch, und er wird einmal satt, lehre ihn fischen, und er wird nie wieder hungern.“ Hilfe, die hilft, sich selbst zu helfen, ist die beste Hilfe. Ziel muss es sein, einmal auf den eigenen Beinen zu stehen und selbst mit seinen Problemen fertig zu werden. Diese Erkenntnis hat sich in den letzten Jahren auf vielen Gebieten durchgesetzt, nicht nur in der Entwicklungshilfe. Eindrücklich ist für mich die Aussage des Rollstuhlfahrers Christian im Film „Die Unverwüstlichen  4“,den wir am Ortskirchentag beim Männerfrühstück angeschaut haben. Nach einem schweren Badeunfall vom 7. Halswirbel an abwärts gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen, sagt er: „Ich bin meiner Mutter sehr dankbar, dass sie mir nicht alles abgenommen und mir bei allem geholfen hat. Sie hatte viel Geduld mit mir. Anfangs brauchte ich beim Anziehen eine ganze Stunde. Nunmehr schaffe ich es in 20 Minuten.“ Christian ist inzwischen in der Lage, seinen Alltag ohne fremde Hilfe zu bewältigen – ein beachtlicher Erfolg.Er ist ein Beispiel dafür, dass Helfen mehr ist als einfach zuzupacken und aktiv etwas zu tun. Oft ist Geduld und Zurückhaltung sinnvoller.  Sich zurückzuhalten und sich Zeit zu nehmen, kann zu einer ganz wertvollen Hilfe werden, besonders wenn sie sich verbindet mit Einfühlungsvermögen, Aufmerksamkeit und der Fähigkeit, einem anderen etwas zuzutrauen.Es gibt aber auch Menschen, denen es schwer fällt, Hilfe anderer in Anspruch zu nehmen. Sie meinen, alles aus eigener Kraft zu bewältigen  und sich durch schwierigste  Situationen durchbeißen zu können. Es erschüttert mich, wenn mir jemand von seinem  Partner oder Kind erzählt, das er durch Suizid verloren hat „Uns hat sie immer gesagt: <Es geht mir gut. Ich komme selbst zu recht.>  Wir hatten keine Ahnung, dass sie am Ende ihrer Kraft ist. Warum hat sie uns nichts gesagt? Wieviel Möglichkeiten hätte es gegeben, ihr bei der Bewältigung der Krise zu helfen.“ Manche Menschen, besonders Männern,  fällt es unendlich schwer zu sagen: Ich brauche Hilfe. Manche Menschen muss man ermutigen, sich zu öffnen und sich einem Freund, einem Seelsorger oder einer Psychologin anzuvertrauen.Hilfe, Selbsthilfe und sich helfen lassen, das gehört zusammen. Ich wünsche jedem, das richtige Gespür dafür zu entwickeln, was davon für ihn im Augenblick ansteht.

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