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Andacht- und Predigt Archiv

Heldentaten

Veröffentlicht am Fr, 11.10.2019
von Sabine Hering

Er wollte persönliche Bestzeit laufen. Dies gelang ihm zwar nicht, jedoch wurde er am Ende seines Vorlaufs als Held gefeiert, obwohl er als letzter Läufer die Ziellinie überschritt. Denn er entschied sich für eine großartige Tat: Als etwa 300 Meter vor dem Ziel Jonathan Busby aus Aruba gefährlich anfing zu schwanken, sich kaum noch auf den Beinen halten konnte und in gebückter Haltung lief, hakte ihn Dabo unter und schleppte ihn stützend die letzte halbe Stadionrunde ins Ziel. Er half ihm somit nicht nur, den Lauf zu beenden, Dabo ließ seinem Konkurrenten Busby sogar im Ziel noch den Vortritt und übernahm freiwillig den letzten Platz. Dabo wird für seine Tat als Held gefeiert von den anwesenden Journalisten sowie vom Publikum. Schüchtern möchte der Held des Abends eigentlich gar nicht darüber sprechen, denn er ist der Meinung, dass jeder in einer solchen Situation so wie er gehandelt hätte.
Der Letzte des Rennens, der Verlierer, wird als Held gefeiert. Wo gibt es denn sowas? Auch in der Bibel lesen wir immer wieder Aussagen von Jesus wie „Die Ersten werden die Letzten und die Letzten werden die Ersten sein.“ (Matthäusevangelium 19,29+30). So hat auch Jesus so manches Mal die Ordnung seiner Zeitgenossen auf den Kopf gestellt. Bei Jesus geht es nicht um die Leistung und darum, dass wir schneller und besser als alle Anderen sind. Es ist gut, sich dies in unserer heutigen Ellenbogengesellschaft immer wieder in Erinnerung zu rufen: Wir müssen nicht immer klüger sein als unser Umfeld, nicht immer noch besser als unsere Kollegen, nicht immer die Besten in der Schule, um als Held gefeiert zu werden. Wir können für jemanden zum Helden werden, wenn wir ihm in seiner Notlage helfen und ihm unter die Arme greifen. Wenn wir unkonventionelle Wege gehen und nicht nur auf uns, sondern auf die Anderen achten, können wir Heldentaten vollbringen. Wenn wir zum Beispiel dem Bedürftigen am Straßenrand einen Kaffee und eine Brezel ausgeben oder 1 Euro in seinen Becher legen, können wir für ihn zum Helden werden; wenn wir der entmutigten Kollegin eine nette Karte schreiben oder dem frustrierten Nachbarn zuhören und einen guten Ratschlag geben, können wir Heldentaten im Alltag verbringen, ganz ohne 5.000 Meter in unter 18 Minuten laufen zu müssen.



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