Endlich einmal wieder Mensch sein

Veröffentlicht am Fr, 09.12.2016

Es sind schlechte Zeiten für Männer, die im großen Weltkrieg zu viel verloren haben. Abgehängt – am Wirtschaftswunder Deutschland haben sie nicht teil. Einer davon sitzt auf den Treppenstufen und wartet. Wartet darauf, dass jemand nach Hause kommt. Er hat Hunger. Von Haus zu Haus ziehen, um nach Nahrung zu fragen fällt ihm nicht leicht. Auch er hat seinen Stolz. Doch von dem wird er nicht satt. So sitzt er auf den Treppenstufen und wartet. Wartet darauf, dass ihm ein Stück Brot in die Hand gedrückt wird und er wieder gehen kann. Da kommt eine Frau die Straße entlang, kommt direkt auf ihn zu. Hastig fährt er von Stufen hoch, streicht seine zerknitterte Kleidung zu recht. Mit gesenktem Kopf beginnt er seinen Vers. Die Frau mustert ihn. Dann geht sie an ihm vorbei, öffnet die Tür und meint: „Kommen Sie.“ Langsam geht er hinter ihr her. Sie führt ihn in ein Zimmer – dort steht ein Tisch mit Stühlen. „Setzen Sie sich – ich koche Ihnen etwas.“ Es gibt einen Teller, es gibt Besteck, sogar eine Serviette. Der Tisch ist für ihn gedeckt. Zum Abschied sagt der Mann etwas, dass die Frau nie vergessen wird: „Jetzt durfte ich endlich einmal wieder Mensch sein.“
In Psalm 23 heißt es von Gott: „Du deckst mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde und schenkst mir voll ein.“ Ein gedeckter Tisch – du bist es mir wert, dass ich für dich den Tisch decke. Du bist ein Mensch.