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Andacht- und Predigt Archiv

Eine gute Chance: Briefe schreiben

Veröffentlicht am Fr, 15.05.2020

Ich selbst erinnere mich mit Grausen daran, dass Briefe geschrieben werden mussten. Hatte man sich verschrieben oder einen Fehler gemacht, musste der ganze Brief noch einmal abgeschrieben werden - hoffentlich diesmal ohne Fehler. Aber die Tante oder der Onkel durften für ihr Geschenk schließlich ein ordentliches „Danke-schön“ erwarten. So gehört sich das. Einfacher war es, wenn man sich persönlich bedanken konnte, weil man zum Geburtstag oder zur Feier zusammengekommen ist. Da konnte man mit wenigen Worten seiner Pflicht Genüge tun, zumal der Geber an der Gestik und im Idealfall an den leuchtenden Augen wahrnehmen konnte, dass sein Geschenk gut angekommen ist. 
Zur Zeit ist es oft schwierig oder einfach nicht angeraten sich persönlich zu treffen. Ja, es gibt Videotelefonie und andere technische Möglichkeiten miteinander in Kontakt zu kommen. Aber mit dem klassischen Brief, egal ob am Computer oder handschriftlich aufgesetzt, hat man gute Möglichkeiten Kontakte zu pflegen und eine Freude zu machen. Dabei ist die Papierform in vielen Bereichen der Email vorzuziehen. Emails werden oft flüchtig geschrieben und schnell gelesen. Wer einen Brief schreibt, versetzt sich in Gedanken in den Adressaten hinein und setzt sich auch emotional gründlicher mit dem Empfänger auseinander. Wer einen Brief liest, nimmt ein Stück Papier in die Hand. Das ist schon fast wie ein Ritual, das darauf einstimmt, sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen. Einen Brief kann man weglegen und später noch einmal in die Hand nehmen. Sogar aufbewahren kann man Briefe und sie nach Monaten oder Jahren wieder lesen. Manche stöbern nach Jahrzehnten gerne in ihren Liebensbriefen und pflegen damit schöne und wichtige Erinnerungen. Darüber hinaus sind Briefe etwas Besonderes. Wenn der Brief mit der Hand geschrieben wurde oder ein persönlicher Gruß von Hand angefügt ist, dann signalisiert das: Du bist mir wichtig.
Also warum in Corona-Zeiten nicht wieder vermehrt Briefe schreiben? Manchmal ermöglicht uns eine veränderte Lage Neues zu entdecken oder Altes wieder zu entdecken. In der veränderten Lage stecken Möglichkeiten und Chancen, die wir ergreifen können.
Der Apostel Paulus konnte sich nicht immer mit seinen Mitchristen treffen. Die räumliche Entfernung machte ein persönliches Treffen unmöglich. So schrieb er an die christlichen Gemeinden, die er zum Teil selbst gegründet hatte, lange und ausführliche Briefe. Wie Liebesbriefe wurden sie aufbewahrt. Hätte sich Paulus persönlich mit seinen Mitchristen treffen können, würde uns heute beinahe die Hälfte des Neuen Testamentes in der Bibel fehlen.      

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