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Andacht- und Predigt Archiv

Denkanstoß beim Volksfest

Veröffentlicht am Fr, 11.10.2013
von Hans-Martin Brombach
Pastor / Evang. Method. Kirche, Sonstige Dienste

„Wir treffen uns am Erntedankaltar!“ So – oder ähnlich - könnten sich Menschen in Stuttgart noch an diesem Wochenende verabreden. Zugegeben, sie sprechen ehr von der unübersehbaren Fruchtsäule, an der sie sich mitten auf dem Wasen treffen. Wer von den vielen Besuchern des Volksfestes weiß schon, dass dieses Wahrzeichen seit 195 Jahren tatsächlich an das erste Erntedankfest auf dem Wasen erinnert.Im Jahre 1816 war durch eine Naturkatastrophe ein großer Teil der Ernte in ganz Europa zustört. Als dann im darauffolgenden Jahr die ersten Erntewagen von den Feldern kamen, wurden sie mit Jubel und Dankgottesdiensten im ganzen Land begrüßt. Im Nachdenken über die Hungersnot legte der Königs Wilhelm per Erlass fest, dass jährlich am 28.September ein landwirtschaftliches Fest als Dank- und Gedenktag stattfinden soll, zum ersten Mal im Jahr 1818. Die Fruchtsäule steht bis heute wie ein überdimensionaler Erntedankaltar als Dank- und ein Denkanstoß mitten auf dem Cannstatter Wasen, um auf diesen Hintergrund dieses Festes hinzuweisen.Vieles hat sich in der Geschichte dieses Festes verändert. Im Mittelpunkt stehen heute zum einen die Fahrgeschäfte, die für den großen Kick sorgen sollen. Zum anderen sind es die immer größer werdenden Festzelte, in denen das Gegenteil von Hungersnot und Verdursten bis zur Besinnungslosigkeit zelebriert wird. Wer ist da noch in der Lage, im Angesicht der Fruchtsäule wahrzunehmen, was für ein Geschenk es ist, satt werden zu können. Wer will angesichts der gebotenen Fülle noch darüber nachdenken, wie vielen Menschen in dieser Welt das Sattwerden nicht vergönnt ist und dass es nicht selbstverständlich ist, dass auch in diesem Jahr von den Feldern wieder genügend Nahrung eingebracht werden kann.Wenn in diesen Wochen in vielen Kirchengemeinden das Erntedankfest gefeiert wurde und noch gefeiert wird, steht der bewusste Dank für die uns gegebenen Lebensgrundlagen im Mittelpunkt. Damit ist das Nachdenken über die Situation anderer Menschen in dieser Welt untrennbar verbunden. Beides kann nicht folgenlos bleiben für das eigene Handeln. Das gilt einerseits im Blick auf den Schutz und Erhalt der Schöpfung Gottes als Lebensraum für nachfolgende Generationen; andererseits gilt es dazu beizutragen, die vorhandenen Lebensgrundlagen gerecht mit allen zu teilen, die mit uns den Planeten Erde bewohnen. Dies ist eine wesentliche Grundlage für den Frieden in der Welt.Die Verabredung für alle, die sich einladen lassen zum danken und nachdenken gilt: „Wir treffen uns am Erntedankaltar!“

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