Das Leichte gewichten

Veröffentlicht am Fr, 28.06.2013
von Ulrich Theophil
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Johanneskirche
Pfarrer, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter -

Das Leichte gewichten
„Dem Leben Raum geben“. Dieses Thema des ökumenischen Ortskirchentag schwingt in mir nach. Eine große Weite ist da mitzuhören. Es geht um Vielfalt, es geht um Offenheit, es geht um den großen Horizont Gottes. Es geht letztendlich darum in mir selbst ab zu spüren, wo ich in meinem eigenen Leben einer „Leichtigkeit des Seins“ Raum gebe.
Viele Menschen haben einen hohen inneren Anspruch sehr vieles im Leben auf die Reihe zu bekommen.  Da wird keine Mühe gescheut, da ist keine Anstrengung zu groß, um die vorgenommenen Ziele zu erreichen. Ist dieser Anspruch zu sehr verinnerlicht und geht dieser Kreislauf sich selbst ständig zu fordern zu lange weiter, führt  dieser eingeschlagene Weg zunehmend in die Enge. Es wird beschwerlich, es wird sehr mühsam. Die Kraft scheint einem aus zu gehen. Das Bild vom Hamsterrad ist ja sprichwörtlich geworden. Wie da ausbrechen? Wie einen anderen Weg finden?
Ich denke, es ist auf Dauer kein nachhaltiger Weg, wenn Menschen sich in Arbeitsprozessen verausgaben, wenn sie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gehen. Es ist kein gesunder Weg, ständig per Mail oder per Handy erreichbar zu sein.  Wo sind Orte in meinem Leben, in denen ich leicht und unbeschwert unterwegs bin? Wo sind Momente, in denen ich beschwingt und unbelastet mich einfach dem Dasein widme, ohne etwas tun zu müssen?
„Dem Leben Raum geben“. Das kann nicht verkrampft und verbissen geschehen, sondern das wird viel eher gelingen, wenn ich mit einer gewissen Leichtigkeit mit den unterschiedlichsten Facetten in meinem Leben umgehe.   Leicht gesagt und doch schwer umgesetzt.  Das ist mit Sicherheit so.  Aber wenn wir die Leichtigkeit im Leben verlieren, ist die Gefahr sehr hoch von der Schwere des vermeintlich zu schaffenden Lebens erdrückt zu werden.  Welche Gewichtung nehmen wir uns vor?
Leichtfüßig unterwegs zu bleiben schafft die Voraussetzung, um dem Leben wirklich einen weiten Raum zu verschaffen. Einen weiten Raum, der auch Neues und Ungewohntes zulässt. Und wer aufbricht in die unbekannte Weite hinein, der wird auch manch anderes hinter sich lassen. Er wird es zurücklassen, um dem Neuen sich zu widmen. Damit einher geht hoffentlich eine gewisse Freude, eine gewisse Neugier und vor allem eine gewisse Leichtigkeit. Im Leben das Leichte schwerer gewichten. Was kann daran verkehrt sein?