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Andacht- und Predigt Archiv

Aufbrechen …

Veröffentlicht am Fr, 20.07.2018

Diese kleine Pergamentrolle wird in ein längliches Kästchen gesteckt und am Türrahmen zur rechten Seite der Eintretenden befestigt. Diejenigen, die in eine Türe, in ein Haus eintreten, berühren die Mesusa kurz mit der Hand.
Warum dieses Ritual und warum hängt eine Mesusa schief?
Eine Erklärung sagt u.a., dass sie den Oberkörper eines gehenden Menschen nachahmt. Nach vorne geneigt – im Aufbruch begriffen. Ja, das Ritual der Mesusa ist eine ständige Einladung, sich auf den Weg zu machen.
Für mich ist dies im Moment ein sehr wichtiger Gedanke. Sich nach vorne zu neigen, aufzubrechen und daran erinnert zu werden, dass wir Menschen immer unterwegs sind, „Menschen des Weges“ sind. Das Wort „Weg“ muss dabei nicht unbedingt räumlich verstanden werden, jedoch setzen äußerliche oder innerliche Wege in Bewegung, stellen in Frage und vor Entscheidungen. Sie laden ein und beunruhigen zugleich. Menschen des Weges können sich lösen aus Trägheit und aus eingespielten Konventionen, um neu zu leben und ständig neu geboren zu werden. Es gibt auch ein wanderndes Denken. In Klostergängen ist dies noch spürbar. Menschen, die wandeln, die im Wandeln denken und sich gemäß der Wahrheit des Ganges und des Unterwegs-Seins neu wahrnehmen. Edmond Jabès hat einmal gesagt: „Vergiss nie, dass du ein Wanderer auf Durchreise bist.“ 
Sich als Gäste auf Erden zu verstehen, nicht festzuhalten, sondern in die Zeit zu ziehen, in das, was ansteht und bedeutsam ist, dies ist für mich von dem Vertrauen begleitet, dass Gott ein Mitgehender ist. Gerade kein Gottesbild oder eine Vorstellung, die festlegt und fixiert, sondern eine, die offen auf die Zukunft hin ist. Der Gottesname „Ich werde sein, der ich sein werde“ (JHWH) zeugt davon.



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