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Andacht- und Predigt Archiv

Angedacht: Neustart

Veröffentlicht am Fr, 07.09.2012
von Guido Hirschbühl, Pastoralreferent i. R.

„Fahren Sie den PC herunter und starten Sie neu!“ Auch das noch! Schon wieder von vorne anfangen. Die Arbeit mit dem PC kostet manchmal ganz schön Geduld und Nerven. Und oft hilft nur eins, um weiter zu kommen: Neustart. Zumindest bei meinem PC ist das so. Aber nicht nur bei ihm – auch bei mir selbst. Auch ich muss oft von vorne anfangen, wenn ich weiter kommen will: bei der abendlichen Bettlektüre, beim Erlernen einer neuen Sprache, beim Ablegen einer schlechten Gewohnheit, bei der Klärung eines Konfliktes oder beim Vorsatz Sport zu treiben.
Neustart ist nächste Woche für alle SchülerInnen und LehrerInnen und auch für viele Eltern. Es fällt nicht immer leicht, von den Freiheiten des Urlaubs auf die Alltagspflichten umzustellen. Zugleich ist da aber auch die Vorfreude auf die Begegnungen mit den Freundinnen und Freunden, auf all das Neue, auf gemeinsame Erfahrungen und auf eine Tagesstruktur, die Abwechslung, neue Kenntnisse  und Erfolgserlebnisse bringt.
Dringend eines Neustarts bedürfen unsere Kirchen und Religionen. Es ist da so vieles verhärtet und verstaubt. Das Miteinander innerhalb und zwischen den Konfessionen und Religionen ist erschwert und teilweise blockiert durch ein ständiges Kreisen um das Eigene als Maßstab und Mittelpunkt der Welt und Ausgrenzung aller anderen Wege Gottes zu uns und von uns zu Gott. Geschichtlich gewachsene Strukturen und zeitbedingte Denkwege werden zu göttlichen Gesetzen und Lehren hochstilisiert.
Ein Neustart der Religionen heißt nicht, alle gewachsenen Traditionen über Bord zu werfen – wie untauglich wäre ein PC, der bei jedem Neustart seinen Speicher löscht – ein Neustart heißt, auf das Fundament, auf den Geist des Anfangs zu schauen und diesen in die heutige Zeit, in die Sprache und Denkwege der Menschen von heute zu übersetzen. Für uns Christen heißt das, auf Jesus von Nazareth und sein Leben zu schauen, auf seine Botschaft zu hören, eine Botschaft, die von Anfang an niemanden ausschließt, sondern allen offen begegnet, alle einlädt, aber niemanden zwingt. Für alle Zeiten bleibt seine Zusage: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20) Er ist und bleibt für uns Christen der Maßstab, an dem sich alles Handeln und alle Strukturen unserer Kirchen zu messen haben. Gegebenenfalls sind damit inkompatible Inhalte zu löschen und neuer Speicherraum wird frei.

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