Zum Sonntag: Wie geht es weiter?

Veröffentlicht am Sa, 11.02.2017
von Bernhard Hellmuth, Diakon
Diakon / Kath. Kirche, Sonstige Dienste

Jetzt, nachdem Weihnachten gefeiert und der amerikanische Präsident eingesetzt ist, stellt sich eine gewisse kritische Leere ein: Wie soll es weitergehen? Reicht es, Vorgaben und Sachzwängen zu entsprechen, ohne zu wissen, wohin die Reise gehen soll? Ich nehme im Moment einen bedenklichen Grundton wahr: Lasst uns zurückkehren zu dem, was immer irgendwie funktioniert hat oder wenigstens dafür sorgte, dass der Betrieb nicht erlahmt. „America first!“ trompetet der frischgebackene amerikanische Präsident. „Deutschland zuerst!“ trompeten hierzulande Menschen, die Angst um ihr Gärtchen bekommen, weil ein paar Fremde mehr am Zaun aufgetaucht sind. „Die Kirche zuerst!“ trompeten die Kirchen, aufgerieben von zahlreichen Umstrukturierungen. Jesus hatte deutlich ein anderes Konzept formuliert. Gegen alle, denen die Jacke näher ist als der Rock, setzte er die radikale Forderung, jedem auch noch den Rock zu geben, der nur um den Mantel gebeten hatte. Wenn wir auch wissen, dass niemand das wirklich kann und will, so ist es doch die eigentliche Grundlage des Christseins: Nicht ich, sondern der Mensch in Not steht im Mittelpunkt. In ihm begegne ich meinem Gott und nicht in den Gewohnheiten, die mir ein gutes Leben versprechen. Politik bleibt immer an Ziel und Interessen gebunden, die für möglichst viele interessant sind. Gott dagegen interessiert mein persönliches Handeln, und zwar hier und jetzt. Er weiß, dass es gut ist, Mauern niederzureißen. Sie aufzubauen, dient Amerika nicht, und es dient weder Deutschland noch den Kirchen, wenn wir uns alle nur noch für uns selbst interessieren. Keiner erwartet wirklich von uns, dass wir das letzte Hemd hergeben - aber davon ist sicher auch der Frömmste momentan weit entfernt.