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Andacht- und Predigt Archiv

Zum Sonntag: Unterbrechung

Veröffentlicht am Sa, 16.11.2019
von Thomas Schmückle

Jesus Christus spricht: „Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ Joh.14,19

Ich bin unterwegs mit der S-Bahn. Es reicht nur noch einen Stehplatz, denn um diese Uhrzeit sind die Züge vollbesetzt. Noch zwei Bahnstationen, dann habe ich es geschafft. Da dringt eine Ansage an mein Ohr: Verehrte Fahrgäste, wegen eines Notfalls im Zug kommt es zu Zeitverzögerungen. Wir bitten um ihr Verständnis. In dem Wagen, in dem ich stehe, bekommt man nichts mit von dem Notfall. Das ereignet sich gefühlt irgendwo. Ein leichter Anflug von Ungeduld meldet sich. Wenn alles planmäßig verlaufen wäre, wärest du jetzt schon daheim. Doch ein anderer Gedanke drängt sich mir auf, der mich nachdenklich macht. Ich frage mich: Und wenn du jetzt dieser Notfall wärest? Mir wird klar, mit einem Schlag kann all die Sicherheit, mit der wir unterwegs sind in Frage gestellt sein. Ich kann nichts tun nur warten bis es weitergeht. Doch halt, etwas kann ich tun, und in Gedanken formt sich in mir ein Gebet, eine Fürbitte für den mir unbekannten betroffenen Menschen. Auf einmal ist da noch jemand mit in diesem Zug, im Zug des Lebens. Gott der in Jesus Christus in unser Leben gekommen ist. Jesus der sich selbst dem Leben in seinen Schattenseiten von Leid und Tod ausgesetzt hat, um uns ganz nahe zu sein. Er denkt nicht nur an uns Menschen, er selbst ist Mensch geworden in Jesus Christus. Zurzeit werden wir im Kirchenjahr durch den Volkstrauertag und den Ewigkeitssonntag an unsere Lebensgrenze erinnert. Werden erinnert an menschliches Leid und Elend verursacht durch Machtstreben, durch Kriege und Genozide. Wir denken an unsere Toten, trauern um liebe Menschen, die wir verloren haben. In all dem sind wir nicht nur auf uns selbst gestellt. Mitten in die Dunkelheit menschlichen Leidens und menschlicher Begrenztheit stellt sich Gott auf unsere Seite. Jesus sagt in Joh.14,19: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben“. Jesus will, dass wir leben. Wir sind ihm nicht gleichgültig. Er selbst hat sich als er auf unserer Erde lebte immer wieder unterbrechen lassen und Menschen seine Nähe geschenkt. Den Verzweifelten, den Kranken, den Verachteten. Er hat Gottes Liebe zu den Menschen gebracht. Wir sind von ihm geliebt und wertgeachtet. Er schenkt uns Leben, das über den Tod hinausreicht, Liebe die stärker ist als der Tod. Nutzen wir unsere Lebenszeit, uns auch immer wieder unterbrechen zu lassen in unseren Gedanken und unserem Alltag, um wie Jesus den Nächsten zu sehen. Den, der unsere Hilfe braucht, unsere Aufmerksamkeit, unseren Trost oder einfach ein gutes Wort, das für den Tag weiterhilft.  

Thomas Schmückle

Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche , Ludwigsburg

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