Zum Sonntag: Tun und Sein

Veröffentlicht am Sa, 22.08.2015
von Sabine Horn

Sind Sie gerade im Urlaub oder fängt er heute an? Oder liegt er schon hinter Ihnen oder noch vor Ihnen? Und wie ist das -  haben Sie genaue Pläne für diese Auszeit? Fahren Sie weg oder bleiben Sie hier? Und was müssen Sie noch alles tun, bis es soweit ist? Planen, organisieren, auswählen, vorbereiten, vor- und nacharbeiten, machen und tun, …  - - -  wann gibt es Ruhe und Erholung? Entspannung und Sein? Sein, bei sich sein, heißt nicht unbedingt, nichts zu tun – aber wie oft tun wir viele Dinge, um nicht bei uns sein zu müssen? Neulich las ich den Begriff des „Seeleninfarktes“, was mich sehr zum Nachdenken angeregt hat. Da wird über das tätige Tun etwas Anderes auf die Dauer so überfordert, dass es kollabiert, eine Blockade entsteht, es kann nichts mehr fließen, es wird krank, stirbt möglicherweise ab. Herzinfarkt, Hirninfarkt, … das sagt uns etwas, aber „Seeleninfarkt“? Vielleicht kennen wir es, sagen nur anders dazu, z.B. Burn out.

Mir wurde jedenfalls bewusst, wie sehr es auf ein gutes, ausgewogenes Gleichgewicht ankommt, zwischen tun, tätig sein und bei sich selber ankommen, bei sich selber sein. Ein nährender Fluss von Kräften scheint mir dabei Bedingung zu sein, dass dies gelingt. Bei sich selber zu sein kann durchaus im Kontakt mit der Natur und/oder durch die Beziehungen zu anderen Menschen entstehen. Die Frage ist die Bewusstmachung und das Hinspüren, was mir gut tut um zu sein.

Schon Jesus sagt, dass er der Weinstock und wir die Reben sind. Und was machen die Reben? Sie bekommen alles von Außen - die Nährstoffe vom Weinstock, die Wärme und Licht von der Sonne - und werden doch das, was sie sind.

So wünsche ich Ihnen sehr, dass Sie in den kommenden Wochen neben dem, was Sie tun auch zu sich selber kommen und ganz Sie selber sein können.

Palliative-Care-Fachkraft, Ökumenische Hospizinitiative im Landkreis LB