Veröffentlicht am Sa, 29.12.2018
von Gisela Vogt
Geschäftsführende Pfarrerin, Evang. Kirchengemeinde Ludwigsburg-Friedenskirche
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Pfarrerin, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter
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Gut, dass es die Tage zwischen den Jahren gibt. Man kann sie gut nutzen, um einen Zwischenstopp einzulegen: kurz anhalten, um dann wieder mit voller Kraft ins Neue zu gehen.
Ich finde, einen solchen Zwischenstopp braucht es, so erzählt es auch eine kleine Episode in der Bibel. Die Menschen, von denen sie handelt, hatten sehr harte Zeiten hinter sich, von schlimmen Umständen hatten sie sich glücklich befreit. Jetzt aber stehen sie am Rand einer unwirtlichen Gegend und das müssen sie durch, wenn sie eine Zukunft haben wollen. Sie sind aber gar nicht schnurstracks weitergezogen, wie man meinen könnte, nein: „sie lagerten sich am Rande der Wüste“, Zwischenstopp also.
An großen Wendepunkten, auch an Schwellen wie Silvester, ist es gut, sich noch mal Zeit zu nehmen. Einmal kurz aussteigen aus dem Rad des Alltags, man kann nicht immer nur mit Tempo weiterrennen, also: Zwischenstopp: Zeit um zurückzublicken, nachzusinnen, weiterzudenken.
Mir hilft dabei, wenn ich noch mal meinen Kalender durchblättere. Dabei kommen mir die Menschen besonders nahe, die mich durch dieses Jahr begleitet, manchmal auch getragen haben. Es sind viele, für die ich dankbar bin. Manche von ihnen sind in diesem Jahr auch gestorben. Sie sind nicht mehr da, aber ich habe sie trotzdem bei mir.
Natürlich fallen mir auch die Menschen ein, mit denen ich es schwer gehabt habe – und sie vielleicht auch mit mir. Wenn etwas ungeklärt geblieben ist, kann ich es vielleicht noch klären. Vielleicht habe ich etwas zu vergeben, anderen oder auch mir. Das ist besser als es nachzutragen und mitzuschleppen ins Neue. Manches wird unversöhnt und unabgeschlossen mitgehen. Bei so einem Zwischenstopp kann ich aber den Ballast, das was eher hindert auf der neuen Etappe, liegenlassen.
In der Bibel wird erzählt, dass die Menschen nach ihrem Zwischenstopp etwas erlebt haben. Als sie aufgebrochen sind, ist Gott vor ihnen hergegangen: in einer Wolke und einem Feuerschein.
Ich nehme das als Aussicht ins neue Jahr: Dass Gott mitgeht in die Zukunft. Vielleicht als inneres Feuer, als Kraft. Ich bin zuversichtlich, dass Gott wie ein Kompass in die Zukunft leiten kann. Wir wissen nicht, wie sie wird, aber ich glaube, wenn wir uns an der Menschenfreundlichkeit Gottes orientieren, sind wir gut begleitet, gestärkt und beschützt.
Legen Sie noch einen Zwischenstopp ein und dann ein gutes Hinüber- und Vorwärtsgehen im Neuen Jahr wünscht Ihnen,
Gisela Vogt
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