Zum Sonntag: Quasimodogeniti

Veröffentlicht am Sa, 06.04.2013

Wer denkt da nicht zuerst an Quasimodo, der als Glöckner von Notre Dame bekannt wurde. Er wurde in Victor Hugos Roman von 1831 nach jenem Sonntag benannt, an dem er im Alter von 4 Jahren in der Pariser Kirche abgelegt und von Archidiakon Claude Frollo gefunden wurde. Der Sonntag selbst hat seinen Namen aus der lateinischen Fassung des 1. Petrusbriefes, in dem es am Anfang des 2. Kapitels heißt:  „So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, damit ihr durch sie zunehmt zu eurem Heil.“ Quasimodogeniti – wie die Neugeborenen, die begierig ihren Hunger stillen, so sollen auch wir die Osterbotschaft in uns aufnehmen und aus ihr das Leben heilsam gestalten. Dass dieser Sonntag bei den katholischen Christen als „Weißer Sonntag“ gefeiert wird, liegt nicht an der Farbe der Milch, sondern daran, dass ursprünglich die an Ostern getauften Christen acht Tage lang ihr weißes Taufgewand trugen, bis zum Weißen Sonntag. Heute wiederum bekommen die katholischen Kinder an diesem Sonntag die Erstkommunion und feiern darin ihre Verbundenheit mit Christus.
In jedem Fall steht dieser Sonntag für einen Neuanfang, der in der Osterbotschaft vom Sieg des Lebens seinen Ursprung hat.
Wie die Neugeborenen zu werden, das schaffen wir nicht mehr. Wir können die Uhr nicht zurückdrehen. Wie viele Ressourcen haben wir verbraucht und wie viele Belastungen hinterlassen? Ob dieser Sonntag uns nicht an unsere Verantwortung für die Kinder erinnert? Sie brauchen beides: heilvolle Geschichten, die durchs Leben tragen und unser Vorbild im sorgsamen Umgang mit den Lebensgrundlagen der nächsten Generationen.Freimut Bott, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Ludwigsburg-Oßweil