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Andacht- und Predigt Archiv

Zum Sonntag: Nur nicht murren...

Veröffentlicht am So, 09.06.2013
von Achim Dürr
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Remseck - Pfarramt Aldingen Nord - Neckargröningen
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Remseck - Pfarramt Aldingen Süd -
Pfarrer, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter -

Heute möchte ich sie mit einer benediktinischen Regel bekanntmachen, die sie möglicherweise ärgern wird: „Vor allem darf niemals das Übel des Murrens aufkommen, in keinem Wort und keiner Andeutung, was auch immer als Anlass vorliegen mag.“Zeitgemäß formuliert: Passt auf, dass kein Gejammere aufkommt, klagt euch nicht gegenseitig an, seid nicht gleich beleidigt, ärgert euch nicht ständig.
Nicht murren??? Mir fallen da gleich 100 Gründe ein, warum ich – gerade ich – das Recht zum Murren habe! Da gibt es die kleinen Dramen im Alltag: Jemand parkt unmöglich, ein Radfahrer klingelt mich unverschämt zur Seite, ein Hund macht sein Geschäft vor meinem Gartentörle. Und es gibt auch noch die großen Anlässe zur Empörung: S21, den geplanten Nationalpark Schwarzwald, die Grünen, die Kirche, das Wetter… Und da soll man sich nicht aufregen? Ist es nicht sogar eine Bürgerpflicht sich aufzuregen? Woher kämen denn sonst die ganzen Mut-, Wut- und Gutbürger?
Ich werde den Eindruck nicht los, dass murren in ist. Man schimpft aus moralischer Überlegenheit heraus, mit heiligem Zorn und über Parteigrenzen hinweg. Und Unzufrieden-heit lässt sich medial bestens verstärken. Unzufriedenheit kommt an.
Aber warum hatte der alte Benedikt etwas gegen das Murren? Wer jammert und schimpft hat das Gefühl, zu kurz zu kommen oder gegen Irgendetwas kämpfen zu müssen. Gleichzeitig, und hier liegt das Problem, geht der Jammernde davon aus, auf die Fehler der anderen hinweisen zu müssen. Wer jammert, demonstriert und schimpft, weiß es besser, kennt die Wahrheit, fühlt sich überlegen. Und das Beste daran: Wer so mit den Fehlern der Anderen beschäftigt ist, der übersieht ganz schnell die eigenen Fehler. „Was siehst du den Splitter im Auge deines Nächsten und den Balken in deinem eigenen Auge siehst du nicht?“ fragt Jesus einmal. Wenn das „Übel des Murrens“ aufkommt, verschwindet die Bereitschaft, die eigenen Fehler und Schwächen zu erkennen. Benedikt empfiehlt deshalb: statt der Unzufriedenheit Raum zu geben solle man Gott loben! Das erscheint paradox aber es ist einen Versuch wert. Wenn das nächste Mal die Wut aufsteigt, versuche ich, sie gelassen wahrzunehmen und meine Gedanken auf Gott auszurichten. Es gibt so viel, wofür ich ihm danken kann. 

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