Zum Sonntag: Mutter – Tag

Veröffentlicht am Sa, 12.05.2018
von Eveline Kirsch
Geschäftsführende Pfarrerin, Evang. Kirchengemeinde Ludwigsburg-Hoheneck
Pfarrerin, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter -

Zum Muttertag gibt´s Blümchen, früher noch selbstgepflückte dazu ein selbstgemaltes Bild. Vielleicht wird der Mama das Frühstück bereitet, womöglich gar ans Bett gebracht, die Frau wird bestenfalls zum Essen eingeladen. Kinder seid schön artig: Heute ist Muttertag!

Etwas klischeehaft kommt solch ein Muttertagidyll daher. Wohl auch darum hat ihn meine Mutter abgelehnt. Sie wollte keinen verordneten Muttertag. Litt wohl noch wie viele Frauen ihrer Generation an der Rollenzuschreibung: Hausfrau und Mutter, die den Ehemann fragen musste, ob sie trotz der Kinder wieder arbeiten gehen darf. Sie durfte und sie ging. Mutter sei Dank! Sie war weder Rabenmutter noch Hausmutter – zwischen diesen Polen spielte sich damals das Muttersein von außen betrachtet ab. Von Rechtfertigungsdruck und schlechtem Gewissen sind die Frauen heute noch immer nicht frei, auch wenn sich die Rolle längst schon aufgefächert hat. Mütter, die berufstätig sind, Männer, die Elternzeit nehmen und selbstverständlich für die Kinder sorgen, Großmütter und -väter, die einspringen und am Krankenbett sitzen, Erzieher/-innen, die die Jüngsten in der Krippe schlafen legen. Allen sei Dank! Allen, die dazu beitragen, dass die Kindheit eine umsorgte, behütete Zeit ist. Ob unsere Kinder das so erleben? Oder sehen sie abgekämpfte, erschöpfte Mütter und Väter, gestresste Erwachsene um sie herum? Erleben sie uns als Menschen, die gerne leben und auch mal alle fünfe gerade sein lassen?

Der Muttertag ist kein kirchlicher Feiertag, der Vatertag auch nicht. Doch an beiden Tagen laden die Kirchen zu Gottesdiensten ein. Gott dient den Menschen, gönnt den freien Tag unabhängig von Rollen und Funktionen, schafft einen leistungs- und zweckfreien Raum. Gott sei Dank!