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Andacht- und Predigt Archiv

Zum Sonntag: Mitgeschöpfe als Schwestern und Brüder...

Veröffentlicht am Sa, 24.08.2013
von Winfried Schmid
Pfarrer / Kath. Kirche, Sonstige Dienste

Außer dem Vornamen hat Sir Francis Bacon (1561-1626) mit seinem Namenspatron Franz von Assisi (1182-1226) nicht viel gemein, insbesonders was die Haltung unseren Mitgeschöpfen gegenüber betrifft.
Hat für Franziskus jedes Geschöpf seinen Eigenwert in sich, so zählt für Sir Francis nur der blanke Nutzen. Da er andere Lebewesen als seelenlose Maschinen ansah, war es für den mit Inquisition und Folter wohlvertrauten Lordkanzler und Generalkronanwalt kein Problem, mit ähnlichen Methoden die Natur „unter Druck zu setzen“, „sie gefügig und zur Sklavin zu machen“(!)
Diese Verdinglichung der Natur öffnete für deren Ausbeutung Tür und Tor; sie wurde zur Verfügungsmasse geschäftlicher Interessen degradiert. Geschichtlich war Bacons Ansicht von durchschlagendem Erfolg. Bis heute bestimmt sie weitgehend den Umgang mit Tieren und unseren natürlichen Grundlagen.
Franziskus sieht alle Mitgeschöpfe als Schwestern und Brüder an (Schwester Sonne, Bruder Wind). Dies ist nicht die Betrachtungsweise Bacons und nicht die unserer Zeit. Aber auch unsere Zeit beginnt, sich ihr zu öffnen. Weil sie nämlich die gnadenlosen Folgen zu spüren bekommt, die das Denken des reinen Nutzens mit sich bringt.
Ähnlich wie Franz von Assisi hat schon Augustinus (354-430) den Anstoß für ein anderes Verhältnis zu unseren Mitgeschöpfen gegeben: „Die Vielfalt der Barmherzigkeit Gottes kommt nicht nur zum Menschen, sondern auch zu den Tieren. Von dem kommt auch das Heil des Tieres, von dem das Heil des Menschen kommt. Schäme dich nicht solches von dem Herrn, deinem Gott, zu denken. Der dich heil macht, der heilt auch dein Pferd und dein Schaf, ja bis zum Kleinsten hin gilt's – auch deine Henne!“

Pfarrer Winfried Schmid, Katholische Kirchengemeinde Heilig Geist Markgröningen

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