Zum Sonntag: Mein ökumenischer Bus

Veröffentlicht am Sa, 29.03.2014

Sonntagmorgens habe ich ab und zu  Predigtdienst in der Ludwigsburger Stadtkirche.  Dann schnappe ich den großen schwarzen Kleidersack mit meinem Talar und gehe zur Bushaltestelle. Dort stehen meist schon zwei ältere Damen, die sich angeregt unterhalten. Man hört, dass sie ihre Kindheit nicht im Schwäbischen verbracht haben. „Flüchtlinge“ hätte sie meine Oma genannt, obwohl sie doch schon so viele Jahre hier wohnen.Im Bus werden sie mit großem Hallo begrüßt. Dort sitzen nämlich schon ein paar andere Damen und rücken schnell zusammen. Sie erkundigen sich gegenseitig nach dem Befinden und  tauschen aus, was die Woche über los war.Einige Bänke weiter sitzt eine afrikanische Familie. Eltern und Kinder haben sich so schön angezogen, dass der Begriff „Sonntagsstaat“ richtig passt. Auch sie strahlen etwas Erwartungsvolles aus.Nach zwei Haltestellen steige ich aus. Etwas mühsamer auch die Gruppe der älteren Damen. Während ich auf die evangelische Stadtkirche zusteuere, gehen die Damen in die katholische Kirche gegenüber. Uns alle begleiten die Klänge des Wochenlieds, das die Bläser auf dem Turm der Stadtkirche angestimmt haben.Ich habe die afrikanische Familie noch nie gefragt, wohin sie am Sonntagmorgen fahren, aber ich vermute stark, dass auch sie unterwegs sind zum Gottesdienst.Für mich ist dieser Sonntagmorgen-Bus ein ganz besonderer. Es herrscht eine andere Atmosphäre als unter der Woche. Niemand guckt mürrisch, kaum einmal tippt jemand auf einem Handy. Verschiedene Generationen sind miteinander unterwegs, um an verschiedenen Orten in verschiedenen Sprachen doch dasselbe zu tun: Gottesdienst feiern, singen und beten, Gott loben, vor Gott bringen, was schwierig ist, und Kraft schöpfen für den Alltag. Pfarrerin Elke Dangelmaier-Vinçon