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Andacht- und Predigt Archiv

Zum Sonntag: Macht der Worte

Veröffentlicht am Sa, 30.06.2018
von Irmtraut Aebert
Pfarrerin, Evang. Kirchengemeinde Remseck - Pfarramt Hochdorf

Letzten Sonntag bin ich gebissen worden. Von einem Wort. Ich bin ihm schon öfter begegnet, aber diesmal – bei einer Diskussion im Fernsehen – hat es mich schmerzhaft verletzt. Von „illegalen Migranten“ war da die Rede.
In meiner Studienzeit habe ich gelernt, dass Wörter, die auf „ant“ enden, z.B. Querulant oder Simulant, einen negativen Beigeschmack haben. Wer setzt solche negativen Worte in die Welt? Wer gibt Menschen, die auf der Suche sind nach besseren Lebens-möglichkeiten, diesen illegalen Beigeschmack mit?

Meine Recherche im Internet ergibt, dass sich noch mehr Menschen an dem Wort stoßen. Es gibt sogar ein ganzes Netzwerk mit dem Titel „Kein Mensch ist illegal“. Stattdessen wird vorgeschlagen, von „undokumentierten Zuwanderern“ zu sprechen.

Auch wenn es richtig ist, dass wir Wege finden müssen im Umgang mit den vielen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind und dabei auch zu uns kommen, so finde ich doch, dass wir einander unsere Würde lassen sollten.

Würden wir nicht, wenn wir in Not kämen, auch aufbrechen und anderswo nach einem besseren, friedlichen, erfolgversprechenden Leben suchen?

Ob Menschen in den ärmeren Ländern uns wohl als „illegale Konsumenten“ bezeichnen? Schließlich hat das Forschungsinstitut Global Footprint festgestellt, dass wir in Deutschland seit dem 2.Mai bis zum Ende des Jahres auf Pump leben. Was wir in Deutschland jetzt verbrauchen an Rohstoffen und Gütern, geht auf Kosten ärmerer Länder und künftiger Generationen.

Worte schaffen Wirklichkeit. Und deshalb will ich auf meine Worte achten. Gerade kam der Film über Papst Franziskus in die Kinos mit dem Untertitel „Ein Mann seines Wortes“. In vielen bedrängenden Situationen hat er die richtigen Worte gefunden voller Zugewandtheit und Ermutigung. Ein Lied am Schluss fasst Franziskus´ Anliegen zusammen:

„Öffnet eure Hände für die, die in Not sind. Die Erde hat genug für alle. Mitgefühl, Barmherzigkeit, Verbundenheit – das sind die Worte, von denen wir jeden Tag leben.“

In diese Worte kann ich mich hineinlegen und an ihnen wärmen. Es geht mir gleich besser, wenn Menschen mir so begegnen.

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