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Andacht- und Predigt Archiv

Zum Sonntag: Im Gleichgewicht

Veröffentlicht am Sa, 17.05.2014

Vergangene Woche waren bei uns die Handwerker. Dienstbereich und Privatwohnung sind jetzt baulich getrennt. Das entlastet die Arbeit und das Leben der Familie: nicht jede lautstarke Auseinandersetzung der Kinder kommt bei mir am Schreibtisch an und umgekehrt kriegt die Familie nicht mehr jeden Besuch im Amtsbereich mit. Eine wunderbare Erleichterung und Vereinfachung des Alltags – Arbeit und Familie sind voneinander getrennt.Allerdings merke ich schon nach den ersten Tagen: was äußerlich bestens  funktioniert, das klappt viel weniger in meinem Inneren. Wenn ich mit einer Predigt nicht weiterkomme, nehme ich die schlechte Laune mit zum Abendessen. Was mir die Frau, die vor ein paar Tagen Witwe geworden ist, beim Hausbesuch erzählt hat, beschäftigt mich beim Wäschebügeln noch immer. Und wenn es in der Familie Probleme gibt, merkt man mir das bei meiner Arbeit an. Das ist bei anderen sicher ähnlich, nicht nur in Jobs, bei denen die Arbeit  nicht „in den Kleidern hängen bleibt“.  Privates und Berufliches, Arbeit und Privatleben zu trennen, ist eben nicht so einfach, weil beides zu uns gehört und weil sich beides im Alltag vermischt. „Dienst ist Dienst und ….“, Sie kennen den alten Spruch. Vielleicht war das früher leichter. Inzwischen wissen wir in vielen Lebensbereichen, dass wir als Menschen ganzheitlich zu betrachten sind.Die Bibel erkannte das übrigens schon viel früher. Körper und Geist, Seele und Leib, ihre Sicht auf den Menschen ist ganzheitlich. Bei Paulus lesen wir: „Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.“ Das ist die Realität, auch wenn ich es im Alltag manchmal gerne anders hätte. Im Leben ist eben alles nicht so einfach zu trennen. Andererseits macht das wohl auch unsere Lebendigkeit aus.Umso wichtiger, dass auch das stimmt: wenn ich darauf achte, dass die Freude nicht zu kurz kommt, dann steckt auch das an. Jetzt, am Wochenende, vielleicht mit Freunden im Garten grillen, ein gutes Buch lesen, im Gottesdienst auftanken, Körper und Seele ins Gleichgewicht bringen – dann gelingt auch die Arbeit wieder besser.Beate Schneider, Pfarrerin in Freiberg-Heutingsheim

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