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Andacht- und Predigt Archiv

Zum Sonntag: Hörst Du nicht die Glocken?

Veröffentlicht am Sa, 11.08.2018
von Karlheinz Hering
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Möglingen -
Pfarrer, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter -

Ich wohne direkt neben der Kirche. Deshalb sind Glocken für mich manchmal ein Ärgernis, viel häufiger aber sind sie Anlass zum Nachdenken und Innehalten. An ein Ärgernis kann ich mich noch besonders gut erinnern: Wir saßen an einem Samstagabend mit Freunden in geselliger Runde im Garten, als pünktlich um 18 Uhr alle drei Glocken der Möglinger Johanneskirche zu läuten begannen. An ein Gespräch war in den nächsten 10 Minuten nicht zu denken – und das ist dann eine recht lange Zeit.

„Die Glocken läuten den Sonntag ein“, ist mir deshalb in den Sinn gekommen. Unsere Glocken läuten außer als Einladung zu den Gottesdiensten nur zu dieser Zeit alle drei, ein ganz besonderer Anlass also: Eine vielleicht arbeitsreiche Woche ist zu Ende. Der Sonntag unterbricht heilsam die Hektik und Unruhe der Werktage. Zeit für die Familie, für Freunde oder Hobbies, auch Zeit für Gott. Welch schöner Anlass, der uns da vordergründig aus dem Gespräch gerissen hat und mich zugleich auf ganz andere Gedanken gebracht hat.

So hat das Läuten der Glocken immer eine Bedeutung, die über die reine Zeitansage hinausgeht.  Wenn täglich um 8, 12 und 18 Uhr die Gebetsglocke läutet, erinnert das an die alten Gebetszeiten und ruft uns auf, unser Leben oder nur diesen einen kurzen Moment dankbar oder fürbittend vor Gott zu bringen. Wenn am Sonntagmorgen alle drei Glocken läuten, laden sie zum Gottesdienst, zur Gemeinschaft der Christen vor Ort. Die helle Taufglocke läutet, wenn ein Mensch die Taufe empfängt, die schwere Sterbeglocke, wenn jemand gestorben ist (auch am Freitag um 15 Uhr zur Sterbestunde Jesu). So können wir Anteil nehmen an der Freude, aber auch am Leid der anderen.

„Hörst du nicht die Glocken?“ – unter diesem Motto steht eine ökumenische Kampagne zum Glockenläuten. Sie will einen Impuls setzen, um im Getriebe der Welt die Botschaft der Glocken wieder bewusster wahrzunehmen. Damit die Glocken immer seltener Anlass zum Ärgernis sind und immer öfter Erinnerungszeichen für eine Atempause, zur Unterbrechung des Alltags, für ein persönliches Gebet oder auch als Einladung zu Begegnung und Gemeinschaft.

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