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Andacht- und Predigt Archiv

Zum Sonntag: Herr, erneure deine Kirche – und fange bei mir an!

Veröffentlicht am Sa, 27.05.2017
von Peter Hohler

Gerade findet in Wittenberg und Berlin der Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Dieses Jahr steht dort das 500-jährige Reformationsjubiläum im Vordergrund. In zahlreichen Veranstaltungen gedenken unsere evangelischen Schwestern und Brüder der Reformation, ausgelöst durch die deutliche Kritik Martin Luthers 1517 an der damaligen Kirche. Aber es geht um mehr: ein bloßes Gedenken der Reformation wird der Sache nicht gerecht. Reformation heißt Erneuerung. Die fällt vielen Menschen schwer, sobald es ein bisschen radikaler wird. Aber was nur selbstgenügsam beim Alten bleibt, ist bald schon tot, wie ein Baum, der im Frühjahr keine neuen Blätter treibt. Immer wieder aus der Selbstgenügsamkeit aufzuwachen, darum geht es für das Christentum. Aber für eine echte Reformation reicht es nicht, bloß die Institution zu verändern. Martin Luther selbst wäre es wohl auch nicht recht gewesen, im Personenkult gehyped zu werden. Die Befreiung aus Angst und Selbstgenügsamkeit hat er nicht als eigene Leistung, sondern als Geschenk Gottes erlebt. Er hat erkannt: ich muss nicht zuerst etwas leisten, sondern ich bin zuerst geliebt. Das zu erfahren und zu erleben ist wirklich etwas Neues, das von Gott ausgeht – oder, wie Martin Luther sagen würde: allein von Christus – Solus Christus – bis heute. Das ist auch der Grund, warum in diesem Jahr auch Katholiken ganz ohne schlechtes Gewissen mit den Protestanten anstoßen können: darauf, dass Gott uns wandelt und neue Perspektiven schenkt. Reformation gilt also auch heute und fängt mit der Erneuerung des Einzelnen an. Heute lasse ich mich einfach lieben und beginne den Sonntag ganz reformatorisch mit dem Gebet eines chinesischen Christen: Herr, erneure deine Kirche – und fange bei mir an!Vikar Peter Hohler
Katholische Kirche Ludwigsburg

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