Zum Sonntag: Gott segne uns mit wachen Augen und einem fairen Fahrstil

Veröffentlicht am Sa, 05.04.2014
von Oliver Langer
Geschäftsführender Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Möglingen -
Pfarrer, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter -

Wenn die Frühlingssonne über den Tau streicht, das frische Grün der Wiesen zu leuchten beginnt, spätestens dann freue ich mich auf die erste Ausfahrt mit Freunden auf unseren Mopeds. Das alte Bike ist zwar mit seinen 33 Jahren schon ein wenig in die Jahre gekommen, aber der Erlebnisfaktor ist immer noch enorm hoch. Es macht einfach Spaß über kurvenreiche Landstraßen zu gleiten, die wärmende Sonne zu spüren und dann irgendwo in einer Gartenwirtschaft einzukehren und das Leben ein wenig zu genießen.Für die meisten Motorradfahrer beginnt in diesen Tagen die Saison und damit bollert, heult und pfeift es wieder auf unseren Straßen. Es zieht sie hinaus auf die Straßen die Tourenfahrer, die Enduristen, die donnergrollenden Easyrider, die Superbiker. Ein Gefühl von Freiheit, von schier endloser Kraft, von intensivem Erleben erfüllt sie. – Ich kann dem alledem viel abgewinnen – aber eines ist mir in den Jahren immer wichtiger geworden, ich möchte nach jeder Ausfahrt auch wieder gesund nach Hause gekommen. Wer mit dem Motorrad unterwegs ist, setzt sich einem erhöhten Risiko aus. Da gibt es durchaus die wagemutigen – oder sollte ich besser sagen -  die lebensmüden „Heizer“, die trotz Gegenverkehr überholen und das letzte aus ihren Maschinen herausholen und da gibt es so manche Autofahrer, die Motorräder in ihrer Geschwindigkeit immer noch unterschätzen. Die Knautschzone auch mit guter Ausrüstung ist für Motorradfahrer gering. Es hilft einem nicht weiter, wenn der Richter bescheinigt, dass man zwar unschuldig ist, aber dafür lebenslänglich schwere Verletzungen davon getragen hat.In meiner Tätigkeit als Notfallseelsorger gehört es für mich zum Schwersten Todesnachrichten überbringen zu müssen. Manchmal mitten in der Nacht. Ein Sohn, ein junger Familienvater, ein Mittfünfziger – tödlich verunglückt. Eine ganze Welt bricht dann in diesen Familien zusammen. Leid, das nur schwer heilt. – „Gott segne unsere Ausfahrt und unsere Heimfahrt, er segne uns mit wachen Augen und einem fairen Fahrstil.“ Oliver Langer, evang. Pfarrer, Möglingen-Süd