Zum Sonntag: Gerade in unserer Ohnmacht lässt Gott Ostern werden

Veröffentlicht am Fr, 24.04.2020
von Oliver Merkelbach
Dekan / Kath. Kirche, Sonstige Dienste

Ein ganz besonderes Osterfest liegt hinter uns – ein Ostern, wie wir es so noch nie erlebt haben. Keine Reisen, keine Verwandtenbesuche, keine Gottesdienste. Erfahrung von Ohnmacht.

In dieser Ohnmacht erfahren wir gerade auf besondere Weise, wie uns bisher allzu selbstverständlich geglaubte Machbarkeit entzogen ist. Da geschieht etwas, wofür niemand einfach „die Lösung“ hat. Wir erleben unsere menschlichen Grenzen, sowohl gemeinsam als Menschheitsfamilie, aber auch ganz persönlich in unserer eigenen Lebensgeschichte: dass wir uns vor scheinbar unüberwindlichen Hürden sehen, wir mit unserem „Latein am Ende“ sind.

Doch zugleich passiert gerade viel neues Leben: Wissenschaftler*innen entwickeln neue Medikamente. Eine Textilfirma stellt von Unterwäsche auf Mundschutz um. Politiker*innen suchen nach sinnvollen Reglementierungen, um die Ausbreitung zu regulieren. Pflegekräfte und Ärzt*innen setzen all ihre Kräfte ein, um erkrankten Menschen zu helfen. Jugendliche kaufen für Ältere ein. Bei aller Ohnmacht ist da ganz viel Kraft zu spüren. In der Ohnmacht entsteht neues Leben.

Genau dies feiern wir an Ostern. In der Ohnmacht und im Schmerz des Karfreitags wächst die Hoffnung des Ostermorgens. Wir erfahren, dass Gott ein Freund des Lebens und nicht des Todes ist. Gott konkurriert nicht mit unserer Wirklichkeit, sondern er wirkt in ihr. Nicht an uns vorbei, sondern indem er das nutzt, was wir einzubringen haben. Unsere Kraft, unsere Ideen, unseren Verstand. Ja sogar unsere Fehler.

Ob wir daran glauben oder nicht, ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass wir uns mit dem, was wir anzubieten haben, zur Verfügung stellen. Dass wir uns - bei all unseren Grenzen – ganz einsetzen für das neue Leben. Das ist unser Beitrag. Und damit „arbeitet“ Gott. Und lässt Ostern werden!