Zum Sonntag: Gebet

Veröffentlicht am Sa, 06.10.2018
von Alexander König, Dekan
Dekan, Kath. Dekanat Ludwigsburg

Ein Qigong-Lehrer berichtete von einem Freund, der nach einem schweren Autounfall begeistert erzählte: „Zum Glück hatte ich meinen Rosenkranz dabei.“ Ob er ihn in der Hand hielt und wie ich das verstehen sollte, wollte ich nun nicht nachbohren. Denn ich verstand sein Glück sowieso nur halb: Ein Rosenkranz ist für mich eine Kette mit über fünfzig Perlen, an jeder Perle spricht man ein Gebet beginnend mit den Worten: „Gegrüßet seist du Maria“, bekannt durch die lateinischen Vertonungen „Ave Maria“. Insofern ist der Rosenkranz für mich eine technische Hilfe zum Beten, aber weder Gebet an sich und schon gar nicht als Gegenstand bereits die Hilfe aus der Not. Wie gesagt, ich wollte nicht nachbohren und überlegte selbst, warum ich so oft einen Rosenkranz am Rückspiegel in geparkten Autos hängen sehe und warum nicht zuletzt junge Menschen den Rosenkranz an sich als heiliges Gut schätzen, ohne ihn im eigentlichen Sinn jemals zu gebrauchen.

Bestimmt vermittelt ein Rosenkranz oder das Kreuz in der Hand Ruhe und Sicherheit in Situationen, wo ich weiß: Allein und mit eigenen Mitteln komme ich hier nicht unversehrt raus. Vielleicht erinnert der Rosenkranz: Ich bin selbst Teil einer Gebetskette, die einen beten für die anderen, die gerade selbst nicht beten können. Oder ich bin über einen konkreten Rosenkranz mit einer Person verbunden, die ihn mir geschenkt hat, womöglich mit meiner Großmutter, die schon viel für mich gebetet hat. Ob meine Überlegungen irgendetwas richtig sehen, weiß ich nicht. Es ist auf jeden Fall ähnlich wie in der Heilkunde: Zum Schluss hat Recht, was hilft. Allein das wäre ein Grund, immer mal wieder Trost im Gebet zu suchen und andere im Gebet zu begleiten.