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Andacht- und Predigt Archiv

Zum Sonntag: Gastfreundschaft

Veröffentlicht am Sa, 16.03.2019
von Richard Fock
Diakon / Kath. Kirche, Sonstige Dienste

Eine ägyptische Mönchsgeschichte geht so: „Drei Brüder kamen zu ihrem Abt und erzählten stolz von ihren Werken. Der erste hatte das Alte und das Neue Testament auswendig gelernt. Der Abt antwortete: „Du hast die Luft mit Worten angefüllt!“ Der zweite hatte die Bibel abgeschrieben. Der Abt: „Du hast die Welt mit Papier vollgemacht!“ Der dritte sagte, er habe so gefastet, dass auf seinem Herd Gras wachse. Der Abt antwortete: „Du hast die Gastfreundschaft vernachlässigt!“

Gastfreundschaft: Eines der wichtigsten Gebote in fast allen Religionen und Kulturen. Und gerade das Christentum versteht sich hier als Vorreiter. Aber was sehen wir da? Wieder und wieder wird von der Aufarbeitung des Geschehens im Jahr 2015 gesprochen, bei dem der Staat angeblich versagt habe. Dabei war trotz aller Unzulänglichkeiten dieses Geschehen ein leuchtendes Beispiel, wie gut im Ernstfall unsere Gesellschaft zusammenhält. Ganz anders als in manchen anderen Staaten Europas, in denen Flüchtlinge als Verbrecher dargestellt werden. Wir sollten stolz darauf sein, dass sich unzählige in so reichem Maße engagiert haben. Sie haben gezeigt, dass wir es tatsächlich „schaffen“. Und nun wird die Luft mit überflüssigen Worten gefüllt, die Welt mit Papier vollgemacht (siehe Geschichte) mit der Diskussion darüber, wie so etwas wie damals in Zukunft verhindert werden könne. Ist das nicht eine Abwertung des Engagements der Vielen damals wie heute, ja eine Verhöhnung ihres Einsatzes für den Nächsten? Anstatt dies zu ehren und zu würdigen?

Wir stehen in der Fastenzeit, der Zeit der Vorbereitung auf das Leiden und Sterben Jesu. Und dann seine Auferstehung. Die Fastenzeit wird auch österliche Bußzeit genannt. Sie ruft uns auf uns zu überlegen, wie ernst wir es mit dem Evangelium Jesu meinen. Damit wir uns dann an Ostern an seiner und unserer Auferstehung freuen können. Das geht aber nur, wenn wir auch unsere Ängste besiegen, Ängste vor dem ungewissen Morgen, Ängste um Gesundheit und Auskommen und auch unsere Ängste vor dem Anderen, dem Fremden.

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