Zum Sonntag: Ein sicheres Netz

Veröffentlicht am Sa, 12.05.2012
von Jörg Nabor
Pastor / Evang. freikirchlich, Sonstige Dienste

Vor einiger Zeit lief ich mit meiner dreijährigen Tochter in einem Kletterpark über eine hohe Seilnetzbrücke. Als ich sah, dass nicht nur die Seiten, sondern auch der Boden aus einem Seilgeflecht bestand und die einzelnen Seile so viel Zwischenraum ließen, dass ich bequem mit einem Bein hindurchrutschen konnte, wurde mir ganz schwindelig. Als meine Tochter dann auch das erste Mal ein Seil verfehlte und mit ihrem Beinchen zwischen die Seile glitt, rutschte mir buchstäblich das Herz in die Hose. Doch noch während sie sich wieder aufrappelte lachte sie schon wieder fröhlich, wohl wissend, dass die Seilabstände doch eng genug waren, sodass sie niemals wirklich hindurchfallen konnte.Irgendwann dämmerte es mir: Während ich durch das Seilgeflecht hindurch immerzu auf den Abgrund schaute hatte meine kleine Tochter nur Augen für das sichere Netz. Sie war sich so sicher, dass sie hier niemals durchrutschen konnte, dass ihr die Höhe überhaupt keine Sorge bereitete.Dieses Erlebnis mit meiner Tochter wurde mir zu einem Bild für das Leben: Auch im Leben gibt es Tiefen, die wir nicht verstehen und die uns Sorgen bereiten. Und bisweilen scheint es uns sogar, als ob sich ein Abgrund auftut und wir uns im freien Fall befinden. Doch gerade dann will ich vertrauen, dass da noch ein Seilgeflecht unter meinen Füßen ist: Ein Gott, der mich trägt und der mich trotz mancher Tiefen in meinem Leben an sein Ziel mit mir bringen wird. Dieses Vertrauen gibt Kraft, den nächsten Schritt zu gehen und im Gehen weitet Gott mir den Horizont, dass nicht die Tiefe das letzte Wort hat, sondern seine Hand, die mich nicht loslässt. Die auf Gott vertrauen, bekommen immer wieder neue Kraft (Jesaja 40,30).Jörg Nabor, Versöhnungskirche Ludwigsburg.