Zum Sonntag: Ein einziger Zusammenhang

Veröffentlicht am Sa, 26.01.2019
von Pfarrer Alois Krist, Kath. Kirche LB

Der vor 250 Jahren geborene Alexander von Humboldt besuchte viele Länder, lernte die dortigen Menschen und Kulturen kennen und schätzen und erforschte die Natur mit ihren Gesetzen. Aufgrund seiner Erfahrungen gewann er folgende Einsicht: „Alles steht mit allem in einem Wechselverhältnis und alles hängt mit allem zusammen“. Wenn Großbritannien aus der EU austritt, hat dies Folgen nicht nur für die weiteren EU-Länder, sondern vor allem für die Briten selbst, so dass in erster Linie die dortigen jungen Menschen für den EU-Verbleib votieren: Sie bangen um ihre Arbeitsplätze. Im 1. Korintherbrief Kapitel 12 weist Paulus auf diesen einzigen Zusammenhang hin. Gegen den Separatismus, welcher meint, nur in Abtrennung zu den anderen leben zu können, betont er: „Wenn der Fuß sagt: Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib, so gehört er doch zum Leib“. Gegen den Totalitarismus, welcher sich über die anderen erhebt und sich dünkt, dass nur am eigenen Wesen die Welt genesen kann, schreibt er: „Wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör?“ Gegen jeglichen Isolationismus, welcher nur das eigene Land groß machen und gut dastehen lassen will, hält er dagegen: „Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich bin nicht auf dich angewiesen“. Alle stehen in einem Wechselverhältnis zueinander und sind aufeinander angewiesen. Damit es allen gut geht, müssen alle zusammenarbeiten. Paulus betont, dass dies nicht Menschenwerk, sondern Geschenk des Geistes Gottes ist. Der Heilige Geist als Liebe Gottes ist so bunt und reich, dass er jeden Menschen und jede Nation mit einmaligen Begabungen ausstattet. Gott liebt die Vielfalt! Ich darf ich sein, der Andere darf anders sein und bereichert mich gerade mit seinem Anderssein. Zugleich ermöglicht der Heilige Geist eine tiefe Verbundenheit aller als einer Menschheitsfamilie. Alle werden reicher, größer, stärker, lebendiger, wenn sie zusammenarbeiten. In einer zerrissenen Welt ist dies wahrlich eine Frohe Botschaft.

Pfarrer Dr. Alois Krist, Katholische Kirche Ludwigsburg