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Andacht- und Predigt Archiv

Zum Sonntag: Die Sternstunde der Menschheit

Veröffentlicht am Sa, 21.12.2019
von Martin Merdes
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Asperg

Können Sie sich an Sternstunden in Ihrem Leben erinnern? Vielleicht müssen Sie etwas überlegen - aber ich bin überzeugt, wir kennen sie alle: diese Sternstunden, diese ganz besonderen Momente im Leben, die sich einfach ereignen, die uns geschenkt werden. Auch wenn der Moment längst vorbei ist, klingen sie nach. Wie bedeutungsvoll dieser Moment ist, wird uns oft erst im Nachhinein bewusst. Dabei sind es meist keine besonderen Erlebnisse, es sind Momente, in denen Gefühle zählen, in denen sich der Himmel über uns öffnet. Kinder sind offen für solche Augenblicke. Für sie kann der Zauber eines Weihnachtsabends eine solche Sternstunde sein. Die Spannung in den Tagen davor, die Geheimnisse, die Bescherung, der Lichterglanz, der Plätzchen- oder Bratenduft. Das bleibt unvergesslich. Aus solchen Momenten sind Sternstunden gemacht. Zauber kann man eben nicht kaufen, Sternstunden kann man nicht inszenieren.

Der Zauber von Weihnachten ist so eine Sternstunde. Geheimnisvoll und sternenklar zugleich. Was da passiert, kann man nicht kalkulieren, aber man kann es fühlen und aufnehmen. Weihnachten ist die Sternstunde für uns alle. Geheimnisvoll, wunderbar, klein und zerbrechlich ist das Geheimnis von Weihnachten: das Kind im Stall. Denn so und nicht anders kommt Gott in unsere Welt, mitten in unser Leben. Die Rahmenbedingungen für die größte Sternstunde der Menschheit sind recht bescheiden. Das ist genau das Geheimnis von Weihnachten: wir suchen das Außerordentliche, das Besondere, doch wir werden an das Unscheinbare und Kleine verwiesen. Nicht im Palast, sondern im Stall leuchtet der Himmel auf. Nicht über den Wolken, sondern mitten in unserem Leben und in unseren Dunkelheiten lässt Gott sich finden. Gott ist da, mitten in unserer Welt, die oft nur für kurze Momente zauberhaft ist. Er ist aber auch in den anderen Momenten da.

Und die Kraft aus dieser Sternstunde reicht weit. Die Weisen aus dem Morgenland haben einem Stern vertraut und sie haben gefunden, was ihr Leben wahrhaft reich macht: den Himmel auf Erden. Und der ist immer wieder spürbar in Wärme, Liebe und Zuwendung, die dem Kleinen und Unscheinbaren, dem Traurigen und Verzweifelten, jedem von uns in unserem bruchstückhaften Leben gilt.

Ich wünsche Ihnen mit Ihren Lieben eine gesegnete Adventszeit und weihnachtliche Sternstunden.

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