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Andacht- und Predigt Archiv

Zum Sonntag: Die Natur wahrnehmen

Veröffentlicht am Mo, 22.06.2015
von Ursula Kaiser
Pastoralreferentin / Kath. Kirche, Sonstige Dienste

Leuchtende Rapsfelder, blaue Kornblumen, das Rot des Klatschmohns, die gelben Sonnenblumen – wie schön ist die Welt in dieser Jahreszeit! Wer aufmerksam in die Natur hinausgeht, gerät ins Schwärmen. Bei einem aufmerksamen Spaziergang durch den Wald in den verschiedenen Jahreszeiten können wir den Kreislauf der Natur von Werden und Vergehen wahrnehmen. Beim Betrachten eines Baumes nehmen wir das Verwurzelt sein tief in der Erde wahr und das nach oben ausgerichtet sein Richtung Himmel. Wenn wir dies auf uns wirken lassen, spüren darin eine große Erhabenheit und Ehrfurcht. Auch die Geräusche der Natur sprechen viele Menschen im Innersten an, das Plätschern eines Baches, die Vogelstimmen, das Rascheln der Gräser im Wind. Ich kenne niemand, den das nicht berührt oder der jemals genug davon hätte.Warum ist das so? Warum lieben wir Menschen die Natur so sehr, dass es uns manchmal fast zerreißt und wir vor Freude zerspringen möchten?Von Friedrich Nietzsche, dem bekannten Philologen des 19. Jahrhunderts, gibt es das Zitat: „In der Natur fühlen wir uns so wohl, weil sie kein Urteil über uns hat.“Ja, das kann ich sehr gut nachvollziehen. In der Natur fühlen wir uns so wohl, weil sie uns nicht bewertet. In einer Zeit, in der wir dauernd bemessen, verglichen, beurteilt werden, in der man unter ständiger Beobachtung und unter Leistungsdruck steht, tut es gut, dass es Orte gibt, an denen das nicht so ist. Nicht umsonst haben viele Menschen einen Lieblingsplatz, eine Bank oder eine Stelle irgendwo in der Natur, an dem sie sich eingebettet fühlen als ein Teil eines Ganzen und sich fallen lassen können. Die Natur fällt kein Urteil über uns, sie nimmt uns, wie wir sind. Die Blumen blühen nicht schöner für einen, der viel hat, der Hund begrüßt jeden Menschen gleich freundlich, egal ob er berühmt oder dement ist.Durch die uns umgebende Welt können wir Menschen uns von Gott berührt fühlen. Die Größe und Schönheit der Natur spiegelt für den glaubenden Menschen die Größe und Herrlichkeit Gottes wider, der uns annimmt, wie wir sind.Ursula Kaiser, PastoralreferentinKatholische Kirche Heilig Geist Markgröningen

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