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Zum Sonntag: Die auf dem Weg

Veröffentlicht am Sa, 07.07.2012
von Karlheinz Hering
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Möglingen -
Pfarrer, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter -

Wie hießen die Christen, bevor sie Christen hießen? Eine merkwürdige Frage? Keineswegs, denn die Bezeichnung Christen ist erst viele Jahre nach Jesu Tod belegt. Nicht in Jerusalem, sondern in Antiochia, in der heutigen Türkei.
Genau wissen wir es nicht. Aber es gibt zwei Anzeichen, dass sie sich „die auf dem Weg“ oder einfach „der Weg“ nannten. Zum einen sagt Paulus in einem Rückblick auf sein Leben und sein früheres Wirken als Verfolger: „Ich habe den Weg verfolgt bis auf den Tod.“ (Apostelgeschichte 22,4). Luther übersetzt hier ganz frei und schreibt: „Ich habe die neue Lehre verfolgt....“. Das ist der Sache nach richtig, aber gesagt hat das Paulus nicht. Einige Zeit später bei einem Verhör vor dem römischen Statthalter sagt Paulus: „Das bekenne ich dir, dass ich nach dem Weg, den sie eine Sekte nennen, dem Gott meiner Väter diene.“ (Apostelgeschichte 24, 14)
Die Vorstellung, dass die ersten Christen sich vielleicht als „die auf dem Weg“ bezeichnet haben, gefällt mir. Denn Glaube setzt in Bewegung. Glaube ist unterwegs sein. Begonnen hat das schon bei Abraham, der sich im schon fortgeschrittenen Alter noch einmal auf den Weg macht. Es folgen Mose und das Volk Israel, die aus dem Land der Unterdrückung aufbrechen ins gelobte Land der Freiheit. Oder Maria und Josef, die sich aufmachen nach Bethlehem, damit der Heiland zur Welt kommen kann. Auch Jesus selbst ist durch das ganze Land gezogen. Vor allem aber ruft er uns in seine Nachfolge, fordert uns auf, uns auf den Weg zu machen.
Dies zeigt, das ist eine Bewegung, die weitergeht. Noch sind wir nicht am Ziel. Noch wissen wir nicht alles. Aber wir sind neugierig, was nach der nächsten Wegbiegung kommt oder was wir vom nächsten Hügel aus sehen können,
Und wir sind auf diesem Weg nicht allein. Wir haben Weggefährten. In unseren Gemeinden und weltweit. Andere Christen, die mit uns auf dem Weg sind. Und wie oft mag der Weggefährte, der mit uns unterwegs ist und uns Mut macht, Gott selbst sein – so wie es die Jünger auf dem Weg nach Emmaus erfahren haben.
„Die auf dem Weg sind“ - ein schöner Name für uns Christen.Pfarrer Karlheinz Hering, Möglingen.

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