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Andacht- und Predigt Archiv

Zum Sonntag: Der Turm

Veröffentlicht am Sa, 01.02.2020
von Horst Buchholz
Personalleiter, Ev. Kirchenpflege Ludwigsburg -

Aus hunderten schmalen, länglichen Holzblöcken haben Kinder des Kindergartens einen fragil anmutenden, aber doch stabil dastehenden Turm gebaut. Staunend bewundere ich die Leistung und den Mut der Kinder: 1,50 hoch, auf der Grundfläche eines Taschenbuchs, nicht wie ein gerades, perfekt symmetrisches Kunstgebilde steht der Turm da, sondern wie etwas natürlich Gewachsenes. Die Kinder müssen zum Ende hin auf Stühlen gestanden haben, um ihn fertig zu stellen. Am liebsten würde ich ihn ganz vorsichtig mit meinem Zeigefinger berühren, aber ich traue mich nicht. Schnell mache ich aber ein Foto. Ich will am nächsten Tag noch einmal kommen und den Turm bei hoffentlich besserem Licht fotografieren.

Dazu kommt es aber nicht – den Holzturm gibt es nicht mehr. Ein Kind hat ihn zum Einsturz gebracht. Es hat gar nicht viel gemacht: es wollte nur einen etwas herausstehenden Stein im unteren Bereich des Turms „ins Lot bringen“.

Obwohl der Turm auf mich einen recht stabilen Eindruck machte, genügte schon eine kleine Änderung an seiner Struktur, um ihn zu zerstören.

Wie oft sehne ich mich nach einer festen Struktur in meinem Alltag. Ich habe eine wirklich tolle Familie, ich habe sehr nette und liebenswürdige Kollegen und Kolleginnen, einen sicheren Job – mir geht es richtig gut. Was fehlt mir, fragen Sie mich… Vielleicht einen fester Halt in einer sich schnell veränderten Welt.

Als ich die Tageslosung aus 1.Korinther 1,30 gelesen habe, hatte ich sofort das Bild des Turms im Kindergarten vor Augen:

Jesus Christus wurde für uns zur Weisheit durch Gott und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung. Korinther 1,30

Ich verstehe Gottes Wirken in unserem Leben wie ein Erstellen eines Hauses oder Turms. Gott möchte die feste Basis unsres Lebens sein, der Grund auf dem wir alles aufbauen. Auf Gott und einem Leben mit ihm baut die Weisheit auf. Weise bin ich, wenn ich Gutes und Schlechtes zu unterscheiden weiß, die Welt mit einem liebenden Auge sehen kann, ich auch Gottes Größe und Wirken in meinem Leben erkenne. Auf der Weisheit baut die nächste Ebene, die Gerechtigkeit auf - wohl wissend, dass ich gegenüber Gott nur durch seine Liebe und Vergebung gerecht werde. Das Dach auf das der Turm bildlich gesprochen zuwächst, sind Heiligung und Erlösung.

Der Turm bin ich. An ihm baut Gott. Ich darf darauf vertrauen, dass er die vielen Bausteine meines Lebens zusammenhält.

 

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