Zum Sonntag: Der Ton macht die Musik

Veröffentlicht am Sa, 26.01.2013
von Jörg Nabor
Pastor / Evang. freikirchlich, Sonstige Dienste

Um es vorwegzunehmen: Grundsätzlich bin ich ein konzentrierter Autofahrer und Beifahrer fühlen sich an meiner Seite sicher. Doch vor einiger Zeit passierte es: Die rote Ampel vor mir schaltete auf Grün und ich bemerkte es nicht. Schließlich riss mich ein schrilles und anhaltendes Hupen aus meinen Gedanken und beim Blick in den Rückspiegel sah ich, wie ein Herr mittleren Alters wild gestikulierte und mich mit drohender Gebärde einschüchtern wollte. Ich spürte einen deutlichen Anflug von schlechter Laune, kuppelte ein und sah zu, dass ich diesem Nieselpriem so schnell wie möglich davonfuhr.An diesem Tag war der Wurm drin: Nur wenige Ampeln weiter schwangen sich meine Gedanken zu weiteren Höhenflügen hinauf und erneut verpasste ich das Umschalten von Rot auf Grün. Und wieder holte mich ein Hupen in die Realität der StVO zurück. Doch dieses Mal war das Hupen nur ganz kurz, fast zärtlich und scheu. Beim Blick in den Rückspiegel erkannte ich wieder einen Herrn mittleren Alters – er lachte mir freundlich zu. Überrascht und beschwingt zugleich hob ich meine Hand, um ihm ein aufrichtiges »Entschuldigen-Sie-bitte« zu bedeuten. Er aber winkte ab und schüttelte verständnisvoll den Kopf. Mit einer weiteren Handbewegung bedankte ich mich und gab gutgelaunt Gas.Zwei identische Situationen, jedoch zweimal ein völlig anderes Hupen und damit zweimal eine völlig unterschiedliche Wirkung auf mich. Ich merke mal wieder: Es ist der Ton, der die Musik macht (frei nach Sprüche 18,21). Und unter dem Eindruck dieser beiden Erlebnisse nehme ich mir vor, in nächster Zeit mal wieder mehr auf meinen eigenen Ton zu achten. Jörg Nabor, Versöhnungskirche Ludwigsburg