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Zum Sonntag: Bitte "ungerecht" sein!

Veröffentlicht am Sa, 25.08.2018
von Christian Lehmann, Pfarrer in Walheim

Tief beeindruckt hat mich vor kurzem folgende Einsicht: „Der Frieden ist nicht durch Tauschgeschäfte zu sichern! Gemeinsames Leben basiert nicht auf ausgleichender Gerechtigkeit, sondern auf liebevoller Hingabe.“

Das stimmt! Ausgleichende Gerechtigkeit heißt: Ich bin immer darauf aus, dass ich so viel bekomme, wie ich gebe. Doch gemeinsames Leben, z.B. in der Ehe oder in der Familie, funktioniert nicht nach dem Prinzip „Wie ich dir, so du gefälligst mir“. Es ist der Tod im Topf jeder Beziehung, wenn ich für alles, was ich einbringe, eine gerechte Gegenleistung erwarte. Oder wenn ich nur genauso viel Zeit, Kraft oder Geld investiere, wie ich meine, von meinem Partner, meinen Kindern oder anderen zurückzubekommen.

Die Liebe rechnet nicht! Sie gibt ohne Gegenleistung. Sie tut etwas für den anderen, ohne zu wissen, ob der andere jemals etwas zurückgeben wird. Und sie fordert das auch nicht ein. In diesem Sinne ist die Liebe ungerecht. Ihre Kraft bekommt sie von Jesus Christus, der sein Leben für uns hingegeben hat, obwohl wir ihm gar nichts dafür gegeben haben. Seine Liebe befreit mich davon, auf ausgleichende Gegenleistungen zu pochen. Seine Liebe hilft mir, etwas für Menschen zu tun, die nichts für mich tun (können).

Klar: In unserer Gesellschaft muss es möglichst gerecht zugehen. Aber ein friedliches Miteinander entsteht nicht durch einen perfekt berechneten Ausgleich, den es sowieso nie geben wird. Frieden entsteht, wo Menschen sich liebevoll für andere einsetzen – nach dem Motto: „Wie Christus mir, so ich dir!“ In diesem Sinne fordere ich Sie und mich heraus, ungerecht zu sein!

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