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Andacht- und Predigt Archiv

Zum Sonntag: Begriffsverwirrung

Veröffentlicht am Sa, 04.11.2017
von Christoph Bayer
Geschäftsführender Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Tamm -
Pfarrer, Evangelischer Pfarrverein in Württemberg e.V. -
Pfarrer, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter -

„Glauben“ ist wieder modern. Viele Menschen glauben jetzt an sich selbst. Motivationstrainer raten dazu, an sich selbst zu glauben, um im Leben besser zurechtzukommen.

Dabei zielt der Glaube an mich selbst vor allem auf Erfolg, auf das Erreichen von Zielen. Glauben ist der Weg zu Gewinn und Triumph.

Aber was ist mit diesem Glauben, wenn der Erfolg ausbleibt, das Ziel nicht erreicht wird? Habe ich dann nicht richtig an mich geglaubt? Und wie soll ich weiter an mich glauben?

Deswegen sei an den „Duden“ erinnert. Da heißt es: „Schon bei den heidnischen Germanen bezog sich ‚glauben’ auf das freundschaftliche Vertrauen eines Menschen zur Gottheit. Nach der Christianisierung drückte es … das religiöse Verhalten des Menschen zum Christengott aus.“

„Glauben“ ist und bleibt ein Begriff der Religion. Glauben oder nicht glauben beschreibt meine Beziehung zu Gott.

„Glauben“ hat also erst mal gar nichts zu tun mit den Erfolgschancen meines Lebens. Und das ist gut so. Ich bin froh, dass der Christengott nicht ins Gelingen verliebt ist, sondern sich auch am Kleinen und Bruchstückhaften freut. Dass er auch Gescheiterte und Gestrandete liebt. Ich glaube nicht an Gott, damit mein Leben erfolgreich wird. Ich glaube an Gott, weil ich lebe und mein Leben ihm verdanke. Und weil ich freundschaftlich darauf vertrauen kann, dass er auch dann zu mir hält, wenn in meinem Leben die Erfolge ausbleibent.

Selbstvertrauen kann helfen, Ziele zu erreichen. Aber an Gott zu glauben, freundschaftlich auf den zu vertrauen, der größer ist als menschliche Erfolge und Misserfolge - das trägt immer.

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